Längere Zeit habe ich hier nichts mehr von mir hören lassen. Das liegt zum einen daran, daß wir unsere Weltreise beendet haben und der Alltag in Deutschland eher eintönig ist. Ich lebe nach wie vor bei einem Freund in Konstanz und die Gegend rund um den Bodensee ist sehr nett, leider aber mit einem Deutschlandticket sehr weit entfernt von meinen anderen Freunden, die eher 500 km weiter nördlich wohnen. Ich lebte bislang von Arbeitslosengeld. Seit September habe ich allerdings wieder einen home- office Job in der Chemieindustrie. Seit einiger Zeit bemerkte ich zunehmende Gedächtnisschwierigkeiten und schob diese zunächst auf fehlende Stimulation durch einen Job, beziehungsweise einsetzende Demenz. Ich machte mich trotzdem auf dem Weg zum Hausarzt, der mir eine Überweisung zu einem Neurologen gab. Dieser machte einen Trump- Intelligenztest (für alle, die das nicht mitbekommen haben: Präsident Trump rühmte sich seiner hohen Intelligenz, er habe IQ- Tests gemacht und die meisten schweren Fragen sehr gut beantworten können, das würde wohl niemand aus der demokratischen Partei schaffen. Die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez schrieb dann auf X: Sehr geehrter Herr Präsident, mussten sie auch bei den Tests eine Uhr zeichnen und fanden das schwierig? Heraus kam, dass Trump keinen IQ Test sondern Demenz- Tests gemacht hat.) Das mit dem Uhrenzeichnen kriegte ich wohl ganz gut hin, aber der Neurologe gab mir trotzdem eine Überweisung für ein MRT des Kopfes. Auf einen Termin musste ich 3 Monate warten und die Scans fanden Freitags statt. Man gab mir einen Internet- Link mit, der die Bilder zeigte, eine Auswertung durch einen Arzt sollte aber erst den folgenden Montag verfügbar sein. Natürlich schaute ich mir die Bilder am Wochenende an und bemerkte selbst als Laie, dass da etwas nicht in Ordnung ist. Die Auswertung am Montag ergab dann einen ziemlich großen Hirntumor mit einem erheblichen Ödem. Der Tumor war wohl langsam wachsend und den hatte ich laut Ärzten schon seit 10 Jahren. Nach der Diagnose bekam ich eine Überweisung zur operativen Entfernung im Uniklinikum Freiburg. Dort konnte der Tumor komplett entfernt werden und die anschliessende Laboruntersuchung ergab, dass der Tumor nicht bösartig war, dieser nicht die Gehirnsubstanz selbst angegriffen hatte und nur durch das Wachstum und die Verdrängung des Gehirns (im Schädel geht es halt beengt zu) zum Symptom Vergesslichkeit geführt hat. Da hatte ich echtes Glück gehabt, das hätte auch anders ausgehen können, mit epileptischen Anfällen, Seh- und Hörausfällen, … .

Nach der OP ging es mir direkt ganz gut, ich hatte leichte Gleichgewichtsstörungen, die aber nach ein paar Tagen verschwanden und wurde nach 5 Tagen nach Hause entlassen. Kurzfristerinnerungsprobleme und Wortfindungsstörungen habe ich allerdings immer noch. Wenn ich längere Zeit am Computer arbeite, bekomme ich Kopfschmerzen und bin deshalb krankgeschrieben. Laut behandelndem Neurologen dauert das mindestens ein halbes, wenn nicht ein Jahr bis das wieder in Ordnung kommt. Die Zeit vertreibe ich mir mit ausgedehnten Wanderungen (siehe Fotos).

Mein Fazit und weshalb ich meine Erfahrungen hier aufschreibe: viele meiner älteren Freunde haben mittlerweile Erinnerungsschwierigkeiten und nehmen das wie ich zunächst auf die leichte Schulter. Ich rate jedem mit diesen oder ähnlichen Symptomen das ärztlich abklären zu lassen. Die OP war sicherlich kein Spass, aber wie man bei mir sieht, ist die ärztliche Kunst mittlerweile so weit fortgeschritten, dass man selbst Gehirnoperationen ohne größere Probleme übersteht.