Der Freund, bei dem ich momentan in Konstanz wohne, hat hier Chemie studiert. Da die Universität in Konstanz nicht besonders groß ist, gibt es viele Kontakte unter den ehemaligen Studenten. Eine Gruppe ehemaliger Chemiestudenten verschiedener Jahrgänge trifft sich einmal im Jahr zum Klönen, Wandern und Zusammensein – und zwar auf einer Burg in Südtirol (Italien). Durch Südtirol bin ich in der Vergangenheit nur durchgefahren, aber nie für längere Zeit geblieben.
Die Burg stammt aus dem 15. Jahrhundert und diente ursprünglich dazu, Wegezölle einzutreiben. Schon damals war die Straße im Tal eine wichtige Nord-Süd-Verbindung durch die Alpen.
Mit dabei waren viele Kinder, die sich größtenteils schon von früheren Treffen gut kannten und auf der Burg viel Spaß hatten. Mein Zimmer erstreckte sich über 2 Stockwerke, was die Kinder sehr interessant fanden und sie fragten ob ich bereits die Treppe runtergefallen wäre. Das sind ja fromme Wünsche,zum Glück nicht! Ich bin mit der Familie eines Freundes angereist. Nach der Ankunft gab es erst einmal Pizza und ein paar Erfrischungsgetränke. Auf dem Weg nach Südtirol erklärte mir die italienischstämmige Mutter, dass Pizza Hawaii eigentlich unitalienisch sei – trotzdem stand sie auf der Speisekarte.
Einige Teilnehmer waren dafür bekannt, bis morgens um fünf durchzuhalten. Mir hingegen setzte der schwere Wein ziemlich zu, und ich verabschiedete mich früher – nicht ohne vorher doch noch über eine Hundeleine zu stolpern. Zum Glück endete das nur mit ein paar ordentlichen blauen Flecken am Oberschenkel.
Man hatte mir gesagt, dass die Wirtin recht streng sei und man schräg angeschaut wird, wenn man erst nach 9:30 Uhr zum Frühstück erscheint. Also war ich überpünktlich. Nach dem Frühstück stand eine Bergwanderung mit anschließendem Umtrunk auf dem Programm. Einer der Teilnehmer hatte Geburtstag und spendierte eine Runde Kaffee und Kuchen.
Die Kinder hatten ihren Spaß: Sie rasten mit einem Bobbycar die steile Wiese hinunter – bis das Fahrzeug nach ein paar Durchgängen zu Bruch ging. Die Startposition wurde immer weiter nach oben verlegt und mündete schließlich in einer Abfahrt von der Rutsche am Spielplatz und über eine Straße. Zum Glück ging alles glimpflich aus.
Zurück auf der Burg gab es erneut kalte Getränke – ich verabschiedete mich aber diesmal recht früh, da ich keinen zweiten Sturz und vor allem nicht auf der Treppe, riskieren wollte.
Am nächsten Morgen kauften wir in einer nahegelegenen Metzgerei noch guten Schinkenspeck ein und traten nach dem Frühstück die Rückfahrt an – rund vier Stunden, begleitet von einem interessanten Gespräch über Altersvorsorge und Geldanlagen. Kurz vor der deutschen Grenze, in der Schweiz, legten wir noch einen Zwischenstopp bei McDonald’s ein, um die Verpackungssteuer in Deutschland zu umgehen. Die Kinder waren allerdings etwas enttäuscht, weil das Spielzeug nicht dem entsprach, was sie aus Deutschland gewohnt waren.
Der Fahrer hatte eine App, die ihn vor Blitzern warnte – entsprechend zügig war er unterwegs. Leider wurde eine Messstelle nicht angezeigt, und es blitzte. Hoffentlich wird das nicht allzu teuer, denn die Schweiz ist in solchen Fällen bekanntlich sehr streng.
Alles in allem war es ein sehr schönes Wochenende mit vielen neuen Begegnungen und netten Gesprächen.