Nachdem ich im ersten Teil unsere Ankunft in Kanada dargestellt habe, http://62.113.204.250/index.php/reisen/2017/leben-und-arbeiten-in-kanada-1/ will ich im zweiten Teil das anfängliche Leben im neuen Land erläutern.

DIe Firma, für die ich arbeitete, organisierte für meine Familie und mich ein Haus zur Miete in einem Vorort von Toronto. Der Mietpreis wurde von der Firma getragen und von meinem Lohn abgezogen. Diese Konstellation stellte sich als günstig heraus, da Vermieter nach Referenzen, Kreditauskunft,… fragen, die man als Neuankömmling nicht direkt zur Hand hat. Das Haus hatte eine enorme Größe und bedeckte das Grundstück zu 90%. Für Kanadier ist Wohnfläche offensichtlich wichtig, Garten und Natur sind in Großstadtnähe eher zweitrangig. Da wir nur mit Handgepäck ankamen haben wir uns zunächst mit Campingausrüstung versorgt und buchstäblich im neuen Haus auf Luftmatratzen, Campingstühlen, Campingtisch campiert. Meine Frau ist etwa 2 Wochen nach unserer Ankunft in Kanada nach England zurückgekehrt um den von der Firma bezahlten Umzug zu organisieren: wir durften einen 20 Fuß Überseecontainer voll laden. Unsere Möbel kamen dann etwa 4 Wochen später in Kanada an.
Da wir schon einige Male zuvor international umgezogen waren, kannten wir die Tatsache, dass es immer wieder auf Schwierigkeiten stößt, ein Bankkonto im neuen Land zu eröffnen. Kanada ist da keine Ausnahme, man braucht zunächst eine sogenannte SIN (Social Insurance Number), die man bei lokalen Behörden beantragen muss. Diese Nummer ist wohl am besten mit der Steuer-Identnummer in Deutschland zu vergleichen, hat aber in Kanada viel weitreichendere Bedeutung: sie dient zur eindeutigen Identifizierung von Personen und wird bei allen Behörden, Banken, Versicherungen,… benötigt. Mit ’nur‘ einer Arbeitserlaubnis bekamen wir eine SIN Nummer zugewiesen, die mit einer 9 anfing, die einen sozusagen als Bürger zweiter Klasse identifizierte und einige Banken lehnten es in der Tat ab für uns ein Konto zu eröffnen. Erst als wir große internationale Banken kontaktierten, löste sich das Problem. Letztendlich bekamen wir dort, wenn auch widerwillig, weil wir keine credit history hatten, Kreditkarten ausgestellt.
Weitere Behördengänge benötigten wir zur Ausstellung einer Health Card (entspricht in etwa einer Krankenversicherungskarte; die Kosten für Heilbehandlungen werden staatlich finanziert. Die Karte benötigt man als Nachweis, daß man in Kanada ansässig ist und wird auch erst mit einer Verzögerung von 3 Monaten ausgestellt. Die Führerscheinstelle war als nächstes dran, dort wurde der deutsche Führerschein gegen einen kanadischen ausgetauscht und wir verloren unsere Erlaubnis Motorräder zu fahren. Erst im Laufe der Zeit erfuhren wir, dass es super einfach und billig gewesen wäre den deutschen Führerschein zu behalten und einfach den kanadischen Führerschein neu zu machen: eine einfache Theorieprüfung mit einer 30 minütigen Fahrprüfung im eigenen Fahrzeug.
Als nächstes kauften wir ein Auto und erlebten die Überraschung, daß die Kraftfahrzeugsteuern in Kanada vergleichsweise billig sind. Leider sind die Autoversicherungen dafür aber extrem teuer. Als Neuankömmling wird man als Fahranfänger eingestuft und wir zahlten im ersten Jahr etwa $3000 pro Jahr, die sich dann nach 5 Jahren auf etwa $1500 reduzierten. Interessant zu wissen, dass es in Kanada auch ein Punktesystem gibt, welches direkte Auswirkungen auf die Kosten der Autoversicherung hat. Bei mehrmaliger Geschwindigkeitsüberscheitung oder einem verursachten Unfall können die anfänglichen $3000 Versicherungsprämie auch leicht auf $9000 ansteigen (ist Bekannten von uns tatsächlich passiert).
Glücklicherweise ließen sich die die Anmeldungen für Strom, Gas, Wasser, Telefon, Internet alle am Telefon erledigen, so daß wir innerhalb kürzester Zeit  mit Utilities ‚versorgt‘ waren. Zu beachten ist auch, dass man neue Versorgungsrechnungen überall als Nachweis seiner Adresse benötigt, da es in Kanada keine Personalausweise gibt.

Im nächsten Post berichte ich über die Arbeitsbedingungen in Kanada.

in weiteren Artikeln werde ich berichten, wie wir zum Permanent Residence Status und zur kanadischen Staatsbürgerschaft kamen, bevor wir wieder nach Deutschland zurückkehrten.