Letztes Wochenende war es mal wieder soweit: eine Zweiradtour mit Alfred stand auf dem Programm. Diesmal aber nicht wie im Mai motorgetrieben, sondern mit dem Fahrrad und eigener Muskelkraft. Vor einiger Zeit hörte ich bei einer archäologischen Führung entlang des Limes von der Birkenhainer Straße. Dies ist eine alte Handels- und Heerstraße, die von Hanau bis nach Gemünden führt und eine Länge von etwa 75 km hat. Diese Straße wird wohl schon seit über 4000 regelmäßig benutzt um die Mainschleife quer durch de Spessart abzukürzen. Die bekannten Spessarträuber haben wohl so manchen Händler dort ausgenommen. Auf der Suche nach einer geeigneten Fahrradtour auf den etablierten Portalen für Mountainbiketouren sprang diese Tour ins Auge. Dass diese Tour für Montainbikeexperten ausgezeichnet war, störte uns zunächst einmal wenig. Wir begannen die Tour am Sonntag morgen gegen 7:00 Uhr. Es war ein heißer Tag vorhergesagt und wir wollten zunächst die Steigungen hinauf zum Spessart am kühleren Morgen nehmen. Das stellte sich als sehr weise Entscheidung heraus. Von unserem Wohnort ging es zunächst einmal etwas fröstelnd ganz flach auf meiner täglichen Fahrradstrecke zur Arbeit bis zum Anfang der Birkenhainer Straße. Dieser folgten wir von dort an so gut wie möglich mittels Handy und der Komoot App. Nach nur 5 km stellte ich fest, daß mein Vorderreifen langsam Luft verliert. Also zunächst einmal mit der eingepackten Luftpumpe nachfüllen. Daraufhin ging es gleich zum ersten Mal richtig steil nach oben auf einem kleinen Waldpfad entlang. Richtig gemein war der sandige Untergrund. Man gewann so den Eindruck, die ganze Energie die man in die Pedale steckt, verpufft und man kommt gar nicht richtig vorwärts. Uns wurde zum ersten Mal klar, warum diese Tour als Expertentour ausgezeichnet wurde. Dieser Eindruck wurde verstärkt durch die Tatsache, dass man an sämtlichen  Wegkreuzungen nicht nach den Wegweisern schauen musste, sondern man brauchte nur dem Weg folgen, der bergauf führte. Oben angekommen stellte sich heraus, dass der Vorderreifen wirklich undicht war und dass kein Weg an einem Schlauchwechsel vorbeiführt (14,4 km). Diese Aktion war zum Glück in 5 Minuten erledigt und blieb die einzige technische Panne, die wir auf dieser Tour zu bewältigen hatten. Der Weg führte dann durch einige schöne kühle Waldabschnitte und an einigen pittoresken Höhenzügen mit sehenswerten Aussichten vorbei. Wir passierten die Ausläufer des Ortes Geiselbach um direkt danach in eine Abfahrt mitten durch den Wald einzumünden. Auch hier sollte sich herausstellen, dass zumindest ich kein Mountainbikeexperte bin, denn die Abfahrt war dermaßen steil und schmal mit vielen Baumwurzeln durchsetzt, so dass ich es langsam angehen wollte. Dabei blockierte aber das Vorderrad und ich machte einen Salto über die Lenkstange und landete 3 Meter weiter unten auf dem Bauch (23km). Zunächst war keine Verletzung festzustellen und auch das Fahrrad (und Handy) war intakt. Vorsichtshalber schoben wir danach unsere Fahrräder abwärts und unten angekommen machten wir vor Schreck erst einmal eine Trinkpause und verspeisten die mitgebrachten Brote. Zu diesem Zeitpunkt machte sich zum ersten mal ein bekannter Schmerz an den Rippen bemerkbar, der beim Tasten sehr unangenehm wurde und auch tiefes Einatmen tat höllisch weh – das ist wohl zumindest eine Rippenprellung, vielleicht sogar ein Rippenbruch, hatte schon zweimal das Vergnügen und wusste aus Erfahrung dass man da eh nichts machen kann. Ab da hieß es die Zähne zusammenbeißen, besonders die vielen Schlaglöcher machten sich mit deutlichen Schmerzen bemerkbar.
Nicht genug damit, nun folgten 4km massiver Anstieg, zum Teil mit 16% Steigung. Tapfer traten wir in die Pedale, aber nach etwa 1 km war keine Kraft mehr in den Beinen, so dass wir die restliche Strecke hoch zum Franzosenkopf schoben. Wir hatten hier auf eine schöne Aussicht gehofft, aber außer einer kleinen Plakette mit der Höhenangabe 480m mitten im Wald war nicht viel zu sehen. Danach folgte der Weg tatsächlich den Höhenzügen, bis etwa km 39,5. Hier war tatsächlich der ursprüngliche Hohlweg der Originalstrasse mitten im Wald zu sehen, zum Teil erkannte man sogar noch die alten Straßensteine. Leider war auch hier wieder eine massive Steigung, so daß wir wieder bergauf unsere Fahrräder schieben mussten. Ab da folgte ein Kampf mit den Pedalen, bis wir bei km 56 auf das Gasthaus Schanz trafen, welches von Bikern, Wanderern und anderen Mountainbikern stark frequentiert war. Wir fanden jedoch einen leeren Tisch und bestellten zunächt einmal (alkoholfreies) Weizenbier um den Durst zu löschen und danach ordentliches Weizenbier mit zwei Schnitzeln mit Pommes. Die Pommes waren sehr gut, bei den Schnitzeln merkte man aber, dass diese in altem Fett frittiert wurden und einen leicht „fischigen“ Geschmack hatten. Nachdem der erste Hunger gestillt war, liessen wir die Hälfte zurückgehen. Vom Wirtshaus aus ging es dann die meiste Zeit bergab, vorbei an den Mauerüberresten eines Klosters bis nach Gemünden am Main. Die letzten km folgten wir nicht mehr der Birkenhainer Strasse (dort wäre es noch einmal bergauf gegangen) sondern rollten bergab ins Nachbardorf von Gemünden und von dort in der Nähe des Mains entlang bis zum Bahnhof. Von dort fuhren wir per Zug nach Hause zurück und durften noch erleben wie das Fahrradabteil proppenvoll wurde und der Schaffner es Neueinsteigern verbot weitere Fahrräder mit in den Zug zu nehmen. Das führte verständlicherweise zu einigem Unmut und scharfen Wortgefechten.
Abschließend lässt sich sagen, die Tour war sehr schön aber auch sehr anspruchsvoll. Abgesehen vom Gasthaus sind uns nur wenige Radfahrer begegnet. Aber ich glaube ohne weiteres Training werde ich so schnell keine Expertenmountainbiketour mehr machen. Nach einigen schmerzhaften Nächten geht es aber mittlerweile der Rippe wieder besser.