Ende des Jahres 2020 teilte uns unser Sohn aus Kanada mit, dass er plant im Herbst 2021 seine Feundin zu heiraten. Eigentlich sollte es ja eine Selbstverständlichkeit sein, daß die Familie an einem solchen schönen Ereignis teilnehmen kann. Während Corona ist aber alles kompliziert. Lange Zeit sah es so aus als wenn:

  • nur Personen mit einem Aufenthaltstitel (kanadischer Pass, Permanent Residency, ,…) nach Kanada einreisen dürfen, somit durften meine Frau und ichmit unser doppelten Staatsangehörigkeit wohl einreisen, aber unser älterer Sohn, sowie andere Familienangehörige nicht
  • selbst mit kanadischem Pass musste man eine 14tägige Quarantäne einhalten, wobei die ersten 3 Tage in einem von der Regierung freigegebenen Quarantänehotel zu $1000/ Nacht zugebracht werden müssen

Zum Glück änderte sich Anfang Juli die Situation jedoch, wobei nach wie vor ein Aufenthaltstitel zur Einreise benötigt wird, bei einer vollständigen Coronaimpfung entfällt jedoch die Quarantäne. Trotzdem muss man vor der Einreise einen Corona PCR Test in Deutschland machen lassen, sowie einen weiteren Test am Flughafen in Kanada. Zusätzlich muss man eine App ausfüllen, wo man Adresse, Fragen zur Durchführung einer möglichen Quarantäne beantworten muss (a la wer bringt einem dann das Essen,…) und weitere Bestätigungen einreichen muss.

Schon beim Einchecken am Vortag muss man das Zertifikat des negativen deutschen Coronatests hochladen, trotzdem gestaltete sich die Gepäckabgabe langwierig, da die ganzen Dokumente nochmals gegen-gecheckt wurden. Leider hatte auch die Lounge wegen Corona geschlossen. Während des Fluges musste man die ganze Zeit eine Maske aufhaben, die nach einigen Stunden wegen der Spannung hinter den Ohren schmerzte. Bei der Zwischenlandung in Montreal wurde wieder genau geprüft, man musste sein Gepäck abholen (trotz Prioritätsmarkierung kam mein Gepäck so ziemlich als letztes). Wegen der anstehenden Hochzeit enthielt die große Tauchtasche ausschließlich Geschenke (nur ein maximaler Gegenwert von $60 ist zollfrei). Nach der positiven Erfahrung von Martina, die schon 10 Tage zuvor geflogen ist und eine Espressomaschine eingeführt hatte und den tatsächlichen Wert von 300€ angegeben hatte und keinen Zoll bezahlen musste, gab ich für die Bettwäsche und die vielen Süßigkeiten einen Wert von 150€ an und wurde zum Glück auch durchgewunken. Auf dem Weg zum Anschlussflug nach Toronto wurde mir noch ein Päckchen mit einem Coronatest für zu Hause mitgegeben (als Alternative zum Ankunftsflughafentest). Weiter ging es zum Wiedereinchecken des Gepäcks und zum Gate. Der knapp einstündige Flug von Montreal nach Toronto war komplett ausgebucht. Interessanterweise gab es viele mitreisende Piloten und Stewardessen an Bord.

Die Ankunft in Toronto verlief ereignislos, alleine auf die Gepäckausgabe musste ich eine Stunde warten, da angeblich nicht genug Personal zum Entladen des Flugzeugs vorhanden war. Glücklicherweise kam mein Gepäck dann wegen der Prioritätsmarkierung so ziemlich als Erstes.

Weiter ging es zum Mietwagenschalter, wo ich einen weißen Toyota Corolla bekam. Ich musste einen Mitarbeiter fragen wie ich das Gefährt starte, es war noch altmodisch mit Schlüsselzündung ausgestattet, das hatte ich nicht erwartet. Nach London/ Ontario waren es etwa 200 km, welche ich in knapp eindreiviertel Stunde abriss. Am Haus meines Sohnes angekommen erwartete man mich schon, nicht sicher ob wegen der Geschenke oder mir.

Nach einer unruhigen Nacht wurde zunächst eine Führung des neu gekauften Hauses veranstaltet. Mein Sohn hatte im Frühjahr mit viel Glück ein nettes Anwesen zu einem akzeptablen Preis ergattert. Dann ging es erst einmal zum Einkaufen. wobei ich eine kanadische SIM Karte erwarb, vor allem wegen der Orientierung mit Google Maps (das Navigationssystem des Leihwagens war außer Kraft gesetzt). Im Internet wurde eine Telus Prepaid SIM Karte mit 4,5 GB Datenvolumen für $45 beworben, im Geschäft kostete diese aber $73 (neben der Mehrwertsteuer, kamen noch zusätzliche Gebühren für die SIM- Karte, die Aktivierung,… dazu). Mobilfunk in Kanada ist wegen der Weite des Landes und der deshalb teuren Infrastruktur nicht billig. Zusätzlich habe ich ein Mobiltelefon, in dem man zwei SIM-Karten unterbringen kann, das hatte der Verkäufer zuvor noch nicht gesehen und war sehr skeptisch ob das auch funktioniert, das tat es aber einwandfrei.

Am Nachmittag unternahm ich eine kleine Wanderung entlang des Kettle Creeks mit seiner beeindruckenden Eisenbahnbrücke. Im Wald traf ich auf einige Leute, die wohl permanent im Wald zelteten, ein Hinweis auf die Coronakrise, wobei wohl viele Kanadier ihren Job verloren hatten. Der Ort in dem unser Sohn wohnt, ist ein ehemaliger Eisenbahnknotenpunkt in Kanada und es gab viele Sehenswürdigkeiten welche auf die Geschichte aufmerksam machen. Meine Frau hatte sich schon um den Garten gekümmert, so dass ich einige kleinere Klemptneraufgaben übernahm und andere Problemchen im Haus zu richten. Es folgten viele Einkaufstouren für die anstehende Hochzeit, interessant war der Biereinkauf, wo ich für 4 Paletten Dosenbier (4*24*0,5l) $280  bezahlte, was einem Gegenwert von $2,8/ 0,5 l Dose entspricht. Da freut man sich doch an den günstigen Bierpreisen in Deutschland. Auch ein Einkauf bei Costco stand an. Das ist eine „Großhandelskette“, am besten vergleichbar mit der Metro in Deutschland, wo man nur Riesenpackungen kaufen kann und die sich durch die enorme Größe der Einkaufswagen hervortut. Trotzdem gab es Familien mit mehr als einen Einkaufswagen und eine lange Schlange beim Bezahlen. Zudem war es interessant zu beobachten, dass die anderen Kunden sehr große Berge auf ihren Wagen gestapelt hatten. Leider war auch dieser Einkauf nicht wirklich günstig. Was macht man nicht alles um seine Kinder zu unterstützen. Am nächsten Tag war es dann so weit: Hochzeitstag. Die Mädels im Haus standen schon sehr früh auf und genossen das Styling, i.e. neben der Braut wurden auch alle anderen von einer Stylistin hergerichtet.

Für den Weg zum Hochzeitsort hatte unser Sohn einen gelben Schulbus organisiert, der nicht nur uns, sondern auch eine Reihe anderer Gäste von verschiedenen Hotels und Wohnorten abholte. Natürlich war meine Frau als ehemalige Schulbusfahrerin sehr schnell mit der Busfahrerin in ein Gespräch vertieft, wo sie sich zum einen die Neuentwicklungen der Busse erklären ließ, aber auch ihre Erlebnisse beim Schulbusfahren austauschte.
Leider fing es ganau während der Zeremonie, die in einem kleinen Wäldchen stattfand, an zu regnen, aber angeblich soll das Glück bringen. Der Offizielle machte ein kleines Witzchen: Bitte wenden Sie sich der Person zu, die Ihr Leben am erträglichsten gemacht hat – und alle Männer rannten zum Barkeeper. Apropos Barkeeper, die Bar durfte offiziell erst um Punkt 16:00 geöffnet werden und zum Ausschank von Bier, Wein und Spirituosen wurde eine offizielle Schanklizenz benötigt. Glücklicherweise hatte sich die Mutter einer der Freunde darum gekümmert. Der Nachmittag und Abend verlief mit vielen Gesprächen mit den Bekannten des Brautpaars. Interessant war die Äußerung des Professors unseres Sohnes, bei dem er vor kurzem sein PhD beendet hatte, der sich ausdrücklich bedankte, dass er unseren Sohn unterrichten durfte und was für ein feiner Mensch er doch wäre. Ich hielt noch eine kleine Rede mit Anekdoten bez. Erlebnissen unseres Sohnes und seiner Liebe zu Eiscreme. Abends wurden wir wieder vom Schulbus abgeholt und wieder zu Hause fiel ich nur noch ins Bett. Das Aufräumen am nächsten Morgen verlief dank vieler Helfer sehr schnell, so dass wir uns am Nachmittag erholen konnten und mit der kanadischen Familie einen Rundgang durch den Ort machten.
Folgende Restaurants haben wir ausprobiert
The Works London, ein hochpreisiger Burgerladen mit abgefahrenen Kreationen, das Lieblingsrestaurant meiner Frau in Kanada.
Bella Jacks, ein mexikanisches Restaurant, St. Thomas, authentisch, ganz gut
Le Cafe Siam, Thai, St. Thomas, hier haben wir Frühlingsrollen und Thai Curry zum Mitnehmen bestellt, war gut
Legends Tavern, American Diner, hier haben wir für unsere kanadische Familie verschiednene Chickenwings Portionen abgeholt, schienen gut gewesen zu sein.

Port Stanley
Eines Morgens sind wir mit der Schwester unserer neuen Schwiegertochter und deren Verlobten nach Port Stanley gefahren. Das ist ein kleiner Küstenort gerade 20 km südlich von St. Thomas wo mein Sohn wohnt. Hier gibt es nette Strände am Lake Erie, die waren aber wegen des schönen Wetters proppenvoll. Dort gab es auch ein Hinweisschild auf die Fähre SS Marquette & Bessemer No.2 , die 1909 gesunken ist und trotz vielfacher Versuche noch immer nicht gefunden wurde. Das erregte mein natürliches Interesse als Wracktaucher. Danach bewegten wir uns langsam zur Beachbar: GT’s on the beach . Dort erfrischten wir uns mit einem Bier und stärkten uns zu Mittag, wobei ich eine eher mittelmässige Poutine hatte (keine cheese curds sondern nur geriebener Käse). Auf dem Nachhauseweg wurde noch bei Shaws Icecream and Dairy Bar gehalten, die angeblich die beste Eiscreme in der Region anbieten sollen.

Ausflug nach Long Point
An einem weiteren Tag fuhren wir noch nach Long Point, eine Halbinsel unter Naturschutz, die weit in den Lake Erie hineinreicht, Leider durfte man dort nur auf dem Campingplatz wandern, also eher nicht so interessant.

Die letzten 3 Tage wollten wir in Toronto/ Pickering verbringen, i.e. wo wir früher gelebt haben und noch einige alte Freunde besuchen wollten. Eine Freundin, die Freiwilligenarbeit im Zoo von Toronto macht und deshalb Freikarten bekommt, lud uns noch zu einem Besuch ein, um das neue Tigerbaby zu besichtigen. Diese Einladung nahmen wir gerne an, um dann den Abend mit weiteren Freunden im Chúuk, einem mexikanischem Restaurant, zu verbringen. Dort wurden wir nach zwei Stunden hinausbefördert und begaben uns in das auf der anderen Straßenseite gelegene: The Ridges Pub (sie haben leider keine Webseite). Dort roch man sehr schnell, dass sich das in Kanada legal erhältliche Marijuana großer Beliebtheit erfreut, ein Outlet befand sich direkt neben dem Pub.

Am nächsten Tag sind wir dann zurückgeflogen. Beim Einchecken gab es eine Diskussion, da der Mitarbeiter die deutschen Einreiseregeln nicht verstand, i.e. dass man bei einer gültigen Impfung keinen negativen Test braucht. Nach etwa 15 Minuten Diskussion hatte er ein Einsehen. Zum Glück hatte die Lounge offen, so dass wir dort noch etwas entspannen konnten. Der Fug selbst sowei die Einreise in Deutschland verlief ereignislos.