Das liebe ich an Europa. Man reist für ein paar hundert Kilometer und man ist in einem anderen Land, mit einer anderen Kultur, einer anderen Sprache, Währung,… In den großen Ländern wie den USA; Kanada, Australien,… reist man 1000 km und alles ist noch wie zuvor.

Das lange Himmelfahrtswochenende nutzte ich um einen alten Studienfreund, der schon mehrere Jahre in der Schweiz lebt und arbeitet,  zu besuchen. Eine Schweizer Bekannte klärte uns bei einem Treffen über die Feinheiten der Schweizer Kultur auf: da gibt es die Bünzlis, das sind die Spiessbürger in der Schweiz, die am liebsten keine Kontakte zu Fremden haben und alles soll so bleiben wie es immer war. Das Wort Bünzli ist dabei etwas abwertend gemeint und eigentlich möchte niemand ein Bünzli sein. Das andere wichtige Schlagwort ist der Kantönligeist, i.e. alle Kantone haben ihre Eigenarten und grenzen sich scharf von anderen Kantonen ab. Zieht man in einen anderen Kanton ist man sozusagen ein Ausländer. Interessant war auch die Tatsache, dass die Toblerone Schokolade sozusagen als Geheimwaffe der Schweizer bezeichnet wurde. Die Schokolade wird großzügig an Feinde verschenkt damit sie sich beim Essen selbst verletzen: beißt man das Endstück ab, verletzt man sich am Gaumen. Bricht man das Endstück nach außen ab, ist die Gefahr groß sich den Finger zu verletzen. Der Schweizer isst die Toblerone indem das Endstück und das zweite Schokoladenstück gegeneinander gedrückt werden.

Mein Freund hatte für uns Gemeindetickets besorgt, das sind Fahrkarten für Einheimische zu 42 SFR mit denen man fast alle öffentlichen Verkehrsmittel in der ganzen Schweiz für einen Tag benutzen kann. Das beinhaltet Bahnen, Busse, Bergbahnen und Schiffe. An Tag 1 machen wir eine Runde indem wir von Luzern mit dem Raddampfer URI ( ein kurzes Video der blitzblanken Pleuel der Dampfmaschine siehe unten) zur Talstation der Rigibahn fuhren, dann auf den Rigi – das soll der Schweizer Berg mit dem besten Ausblick sein. Wir hatten Glück und das Wetter, i.e. die Fernsicht war exzellent. Danach ging es mit einer anderen Bergbahn auf die andere Seite des Berges hinab. In dem Ort der Talstation aßen wir eine Zuger Kirschtorte. Die Torte enthält keine Kirschen sonder ziemlich viel Kirschwasser, i.e. nach einem Stück Torte ist man bereits in Nirwana 2. Weiter ging es mit der Bahn zum Südende des Züricher Sees und mit einem weiteren Raddampfer nach Zürich. Von dort zurück zum Wohnort meines Freundes. Alle öffentlichen Verkehrsmittel sind in der Schweiz super pünktlich. Eine Verspätung von nur wenigen Minuten erzürnt bereits die Bünzlis. Den zweiten Tag fuhren wir wieder mit der Bahn nach Bern und machten dort einen Stadtrundgang, besuchten das Münster und das Bärengehege wo wir tatsächlich die beiden Braunbären sahen. Das ist scheinbar nicht selbstverständlich, da das Gehege mit Büschen und Bäumen bepflanzt ist und so die Bären vor den Blicken der Besucher schützt. Zum Abschluss des Tages machten wir noch einen Besuch der Altstadt von Luzern und der berühmten Kapellbrücke bevor wir in einem Lokal das Abendessen einnahmen. Das Cordon Bleu war interessanterweise mit spanischer Chorizo gefüllt, was der Sache eine gewisse Schärfe verlieh.

Am Sonntag machte ich sehr früh wieder auf den Rückweg nach Deutschland, das erwies sich als gute Entscheidung, da es viele Staus zum Ende des langen Wochenendes gab. Das wird sicherlich nicht der letzte Besuch in der Schweiz gewesen sein.