Traditionell feiert meine Familie Weihnachten zuhause. Unser verheirateter jüngerer Sohn in Kanada verbringt dabei die Festtage abwechselnd bei der Schwiegerfamilie oder bei uns. Dieses Jahr wären wir an der Reihe gewesen, allerdings beklagte er sich, dass die Flüge über Weihnachten nach Deutschland so teuer wären, so dass wir uns entschlossen uns in der Mitte zu treffen: Mexiko. So reisten Heiligabend meine Frau, mein älterer Sohn und ich aus Deutschland nach Cancun, mein jüngerer Sohn samt Frau aus Kanada an. Wir kamen relativ pünktlich gegen 22:00 an und machten uns zu Fuss auf zum Flughafenhotel (Hilton Garden Inn) welches nur etwa 300 m vom Ausgang des Terminals entfernt war. Dort hatten wir 2 Zimmer mit jeweils 2 Queensize Betten gebucht. Am Empfang wurde uns dann mitgeteilt, dass es da Probleme gebe und die Zimmer bereits vergeben seien. Nach etwas hin und her wurden dann aber noch zwei Zimmer gefunden, allerdings mit nur jeweils einem Kingsize Bett. Das machte die Sache kompliziert, da unser älterer Sohn auf keinen Fall mit seinen Eltern in einem Bett schlafen wollte. Das Hotel erklärte sich aber bereit ein Zusatzbett in unserem Zimmer bereit zu stellen. Unser jüngerer Sohn mit Frau kamen wegen Verspätung, verursacht durch das Schnee und Kältechaos in Kanada allerdings erst um 3:00 morgens an, wo schon der ganze Flughafen verlassen war und sie nicht nach dem Weg zum Hotel fragen konnten. Ein dreister Taxifahrer verkaufte ihnen dann die 300m Fahrt zum Hotel für $50.
Am nächsten Morgen trafen wir uns dann zum Frühstücksbüfett, dankenswerterweise bekamen wir das Frühstück wegen der vorhergehenden Probleme geschenkt. Weihnachten verbrachten wir dann im Swimmingpool und an der Hotelbar. Für unsere kanadische Schwiegertochter war es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie zu Weihnachten im Freien schwimmen war. Der Rest der Familie hatte damit schon Erfahrung aufgrund unserer Australienaufenthalte. Nach einigen Partien Doppelkopf haben wir im Hotelrestaurant das Weihnachtsbüfett ausgiebig geplündert. Am zweiten Tag machten wir uns dann zusammen auf den Weg zurück zum Flughafen um den bestellten Mietwagen abzuholen. Normalerweise buche ich möglichst immer bei Agenturen, die das Büro direkt am Flughafen haben. Aufgrund der hohen Kosten hatte ich mich diesmal allerdings entschlossen bei einer Mietwagenfirma zu buchen, die ihr Büro etwas außerhalb des Flughafens hatte. Dazu mussten wir einen Mitarbeiter der Firma finden, der uns einen Shuttlebus organisieren sollte. Nach etwas hin und her klappte das auch, sodass wir eine halbe Stunde später im Büro der Mietwagenfirma standen, wo uns eröffnet wurde, dass der bestellte Wagen mit Automatikschaltung nicht verfügbar wäre, sondern nur ein Wagen mit normaler Schaltung. Das frustrierte dann unseren jüngeren Sohn, da er sich schon auf das Fahren in Mexiko gefreut hatte, allerdings keinerlei Erfahrung mit normaler Schaltung hat, sodass meine Frau als Zweitfahrerin einspringen musste. Nach Verhandlungen hat man dann aber die Gebühr von $60 für den Zweitfahrer gestrichen. Ein zweiter Mitarbeiter sollte uns den Wagen aushändigen, kam dann aber mit einer Räuberpistole: das wir $150 bekämen, wenn wir ein bestimmtes Restaurant besuchen würden. Das Essen dort wäre kostenlos, dazu sollten wir aber nochmal $20 zahlen um unsere feste Absicht zu bekunden. Ein Blick in die Runde deutete Zustimmung an, ich lehnte das Angebot aber ab, wobei dem Agenten sämtliche Gesichtszüge entglitten. Er versuchte dann noch die anderen Familienmitglieder zu überreden mich zu überzeugen, als ich ihm dann aber andeutete, dass ich zahle und so die finale Entscheidungshoheit hätte, wurde er still. Wer weiss was da gedreht wurde und meine Lebenserfahrung sagt mir, dass es nichts geschenkt, bzw. umsonst gibt. Es scheint als würden meine Söhne so auch noch dazulernen.
Die Fahrt zu unserem zweiten Ziel, die Insel Holbox (ausgesprochen: „olbosch“), im Norden von Yucatan, dauerte etwa 2 Stunden und verlief ereignislos.
Isla de Holbox
Holbox ist eine Insel im Norden der Yukatanhalbinsel und während der Vorbereitung unserer Mexikoreise habe ich viele sehr positive Reiseberichte über Holbox gelesen. Allerdings fand ich nur eine Woche vor unserer Anreise einen vernichtenden Reisebericht zu Holbox. Dies bewegte uns diesen Teil der geplanten Reise doch noch in Frage zu stellen. Letztlich entschieden wir uns aber uns eine eigene Meinung vor Ort zu bilden und ich bat unseren Sohn aus Kanada Mückenschutzmittel mitzubringen. Die sind hoch DEET haltig und sehr effektiv. Auf Holbox sind keine Autos erlaubt, so dass wir unseren Mietwagen im Küstenort Chiquilá (das Apostroph bedeutet, dass diese Silbe betont wird) parkten und zu Fuß mit der Fähre übersetzten. Das gebuchte Hotel lag in fußläufiger Distanz zum Hafen, zum Stadtzentrum und zum Strand. Bei unserer Ankunft regnete es und die Straßen in Holbox waren wie im kritischen Artikel beschrieben alle geflutet. Man musste am Rand lang balancieren. Die Unterkunft war sehr geräumig und wir schoben gleich los zum Geldautomaten und zum Essen. Beim Geldautomaten traf ich ein Paar Deutsche, die das Restaurant Viva Zapata empfohlen, das probierten wir auch direkt aus und waren zufrieden. Emiliano Zapata war ein bekannter mexikanischer Revolutionär und viele Ort, bzw. Restaurants sind nach ihm benannt. Die nächsten Tage gab es nur noch Sonnenschein und so unternahmen wir Strandwanderungen und genossen die spektakulären Sonnenuntergänge bei einigen Schirmchendrinks in den Strandbars. Nach 3 Tagen mussten wir wieder zurück zum Festland. Ich hatte gelesen, dass wenn man im Hafen lokale Fischer anspricht, die einen für weniger Geld als die Fähre kostet, zum gegenüberliegenden Festlandhafen fahren. Also sprach ich einen Mann auf einem Boot mit radegebrechtem Spanisch an und in der Tat bekamen wir eine private Überfahrt für weniger Geld als die Fähre gekostet hätte. Das Auto fanden wir auch unversehrt wieder, so dass wir uns auf den Weg zu unser nächsten Station nach Valladolid machten. Alles in allem waren die Zustände auf Holbox nicht so dramatisch schlecht wie in obigem Artikel dargestellt sondern eher angenehm. Mücken gab es keine, paradiesisch waren die Zustände aber auch nicht, es lag schon einiges an Müll herum.
Valladolid
Die etwa 200 km nach Valladolid verliefen ereignislos, abgesehen von einigen Unterbodenkontakten mit den Bodenwellen, die es in allen Dörfern gab um die Geschwindigkeit der durchfahrenden Autos sehr effektiv abzubremsen. Wir blieben für sieben Tage im Hotel Los Frailes. Leider hatten sich unser Jüngerer Sohn und Schwiegertochter etwas den Magen verdorben, sodass sie einen Tag mehr oder weniger nur zwischen Bett und Toilette hin und her pendelten. Der Rest der Familie erkundete die Innenstadt, die fußläufig in etwa 20 Minuten vom Hotel aus zu erreichen war. So besuchten wir die Cenote Zaci in der nähe der Innenstadt, sowie den Markt und die Casa de los Venados. Letzteres war ein riesiges Haus direkt am Hauptplatz an der Kathedrale. Das Haus gehörte reichen Mexikanern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben indigenes Kunsthandwerk zu sammeln, in ihrem Haus auszustellen und Besuchern zugänglich zu machen. Die Eigentümer selbst leben noch im Haus. Das ganze inklusive einer interessanten Führung war kostenlos, um eine Spende von etwa 5€ wurde gebeten. Zum Ende der Führung wurde uns noch ein Silvsterbrauch der Mexikaner erklärt: Sie basteln aus Stroh, Paier und anderen Materialien einen „alten Mann“, der insgsamt aber besonders im Kopf mit Böllern gefüllt wird und um Mitternacht angezündet wird.
Nachdem die Kranken sich am nächsten Morgen erholt hatten fuhren wir nach Ek Balam. Dies ist eine alte Maya Siedlung, die zum größten Teil freigelegt und renoviert war, inkl. eines Tempels/ Pyramide von etwa 30m Höhe von der aus man einen guten Überblick des Umlandes hatte. Auf dem Gelände gab es auch eine Cenote in etwa 1000m Entfernung, die man mit einem kostenlosem Leihfahrrad zurücklegen konnte.
Den Abend verbrachten wir nach der Rückfahrt in einer Rooftop Bar am Hauptplatz in Valladolid, welche auch exzellentes Essen servierte.
Am nächsten Morgen (Neujahrsmorgen)fuhren wir die etwa 50 km nach Chichen Itza. Dies ist eine alte Mayastadt und eine der Topattraktionen in Mexiko, vergleichbar mit Macchu Pichu in Peru. Die zentrale Pyramide beherbergte in der Vergangenheit den König, hatte verschiedene Sektionen, die dem Mayakalender entsprachen und zur Tagundnachtgleiche bilden die Schatten der Stufen der Pyramide einen Schlangenkörper der im Lauf der Sonne auf oder absteigt. Steht man frontal vor der Pyramide und klatscht in die Hände kling das Echo wie ein Vogelzwitschern.
Wir wanderten noch das gesamte Gelände ab und waren fasziniert von den Bauten, die astronomisch genau ausgerichtet waren, die Mayas kannten schon die Venus und die Sonne ging am längsten Tag des Jahres genau innerhalb einer Gebäudegabelung auf.
Nervig waren aber die vielen lokalen Händler, die Pfeifen zum Imitieren von Vogelstimmen und Geräte zum Simulieren vom Jaguarfauchen verkauften und ihre Gerätschaften lautstark beim Vorbeigehen demonstrierten. Die Preise schienen aufgrund der hohen Konkurrenz im Keller zu sein. Es wurde mit Preisen von 10 Pesos (etwa 0,50€) geworben.
Wir hatten extremes Glück mit der Wahl unseres Besuchtermins, zum einen lagen wohl viele Touristen am Neujahrsmorgen noch verkatert in ihren Hotels, sodass der Besucheransturm sich in Grenzen hielt. Zum anderen protestierten besagte Händler wohl einen Tag später für unbestimmte Zeit und sperrten die Zufahrtsstraßen ab, sodass keine Touristen mehr Zugang zu Chichen Itza mehr hatten.
Am nächsten Tag wollten wir noch Cenoten in der Umgebung besuchen, die Entscheidung fiel auf die Cenote Sac Aua. Diese lag in der Nähe von Ek Balam und die Fahrt dorthin war allerdings etwas abenteuerlich, da wir durch eine Autobahnbaustelle fahren mussten und in einigen Dörfern sah es zunächst aus, als würde die Straße dort enden. Letztlich erreichten wir den Eingang und buchten ein Ticket zum Besuch der Cenote, der nahegelegenen Höhle und ein Mittagessen im angeschlossenen Restaurant. Die Zenote erreichte man nach einem etwa einen Kilometer langen Weg und über eine Holztreppenkonstruktion, die auf einer „Insel“ in der Cenote endete. Im Wasser konnte man die „insel“ umschwimmen, zwei Drittel des Weges waren nicht sehr tief, ein Drittel war mindestens 10m tief. Das Wasser war sehr klar und man konnte viele zum Teil recht große schwarze Fische beobachten. Nachdem wir uns genügend abgekühlt haben, besuchten wir die beiliegende „trockene“ Höhle, die von Einheimischen geführt wurde.In der trockenen Höhle gab es noch Überreste der Mayazeit (Tongefäße,…). Gleichzeitig gab es in der Höhle ein Schlammloch, welches angeblich gut für die Haut (Peeling) sein sollte. Das Essen war auch gut und reichhaltig. Als ich nach etwas „Salsa picante“ (= scharfe Sauce) fragte, hörte man wie in der Küche der Mixer angeschmissen wurde und einige Habaneros zu Brei gemacht wurden und direkt serviert wurden.
Den letzten Tag stromerten wir noch etwas in Valladolid herum, wobei besonders Besuche in folgenden Restaurants zu empfehlen waren: Atrio del Mayab, direkt am Hauptplatz mit einem netten Platz unter Bäumen. An der de los Frailes liegt das unscheinbare Idilio Folklore Cervecero, das einen großen Innenhof hat. Hier gibt es leckere lokale Gerichte und Craft Beer.
Calakmul
Am nächsten Morgen machten wir uns dann auf die lange Autofahrt zu unserem letzten Ziel, nach Calakmul. Diese alte Mayastätte wollte unbedingt unser Sohn besuchen, da sie noch nicht vollständig ausgegraben ist. Er suchte das Indiana Jones Feeling. Die Stätte liegt im Süden von Yukatan in der Nähe der Grenze zu Guatemala und wir brauchten mehrere Stunden um in den nächstgelegenen Ort Xpujil (ausgesprochen Schpuschil) zu kommen. Dort hatte unser Sohn das Hotel Nicte- Ha in der Innenstadt gebucht. Dies erreichten wir nur nach einem weiteren heftigen Aufsetzer auf einen der vielen höllischen Speedbumps. Nachdem wir die Zimmer bezogen hatten und versuchten das Internet zu aktivieren (Verbindung zum Wi-fi- Router konnte zwar hergestellt werden, eine Verbindung zum Internet funktionierte allerdings nicht), suchten wir nach einem Reisebüro, da wir direkt nach Calakmul wegen der schlechten Strassen nicht mit dem Mietwagen fahren wollten. Unser Spanisch war allerdings nicht gut genug um den Angestellten klar zu machen, was wir wollten, sie versuchten einen Minibus zu organisieren, wir wollten allerdings auch einen Führer haben, der uns die Details der archäologischen Stätte erklärt. Etwas frustriert schoben wir so erstmal in ein Restaurant um etwas zu essen und zu trinken zu bekommen. Der Kellner im gewählten Restaurant sprach ein gutes Englisch und er riet uns zur Touristinformation zu gehen und dort nach einem Freund von ihm zu fragen, der Führer wäre. Das stellte sich allerdings als unmöglich heraus, da dieser Führer bereits ausgebucht war. Mein Sohn hatte allerdings die Mobiltelefonnummer vom Kellner bekommen, der plötzlich sich selbst als Führer anbot und einen Minibus organisierte. Am nächsten Morgen holte er uns dann auch sehr pünktlich am Hotel ab und wir hatten einen phantastischen Tag mit ihm: er führte uns durch den Dschungel, lockte Taranteln aus ihren Unterschlüpfen und führte uns an einem Tümpel mit Krokodilen und an Bäumen mit Affen vorbei, bevor wir zu den Ruinen fuhren. Die waren sehr eindrucksvoll, von den höchsten Tempeln/ Pyramiden, konnte man die Umrisse des Mayatempels in Tikal/Guatemala erahnen.
Nachdem wir drei Tempel bestiegen haben machten wir uns zum Sonnenuntergang noch auf zu einer trockenen Höhle (https://riobecdreams.com/nature/the-bat-cave/), wo sich plötzlich Millionen von Fledermäusen auf den Weg ins Freie machten. Zwischen den Fledermäusen jagte ein Falke, der reichlich Beute zu machen schien.
Zu Abend haben wir noch mit dem Führer/ Fahrer in einem lokalen Restaurant gegessen. Dort gab es „Carne al Pastor con Queso fundido“ (= Dönerfleisch in Käsefonue). Das war durchaus lecker.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den weg zurück nach Cancun um am nächsten Morgen den Rückflug rechtzeitig zu erreichen. WIr machten noch einen Zwichenstop in Tulum, das ich ja von der Reise im Februar 2022 noch gut kannte. Das Hotel in Cancun erreichten wir ohne größere Probleme, den Abend verbrachten wir mit einem Steakessen in einem uruguaiischen Steakhouse (Al Chimichurri Cancún- die Chimichurry Sauce war aber eher schlapp) und nahmen danach noch einige interessante Drinks in einer nahegelegenen Bar (La Coyota – Cocina & Mixología), siehe Titelbild des Artikels.
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