Für längere Zeit habe ich keine Aktualisierung unserer Reise erstellt. Das war einfach der Tatsache geschuldet, dass wir den ganzen Dezember auf einem Weingut in Chile verbracht haben, wo es nur sehr ruhig und entspannt zuging. Link: so sah es dort aus. Das änderte sich schlagartig zu Beginn des Monats Januar 2024, wo wir uns entschieden das Abenteuer Carreterra Austral in Angriff zu nehmen. Das hat absolut nichts mit Australien zu tun, sondern ist der Name einer Straße, die von der Mitte Chiles bis weit in den Süden führt.
Sie wurde vom Diktator Pinochet in den 70ern in Auftrag gegeben um die Mitte Chiles mit dem dünn besiedelten Süden zu verbinden. Die Straße erstreckt sich über 1200 km von Puerto Montt bis Villa O‘Higgins und berührt unzählige Nationalparks. Wir haben uns 2 Wochen Zeit genommen um zumindest einen Teil der Strecke mit einem Leihwagen abzufahren. Ich hatte verschiedene Blogs gelesen und alles hörte sich ganz einfach an. Leider war zu unserer Zeit Hochsaison und es war schwer bis unmöglich die Fähren und Hotels vorauszubuchen, sodass wir auch im Auto übernachten mussten. Ich hatte gar nicht mit Fähren gerechnet (in den Blogs stand dazu nichts) Es gab aber einige und das Problem war, dass man bei der Internet- Buchung das Nummernschild angeben musste und das hatten wir beim Leihwagen natürlich erst mit der Abholung bekommen, wo wir auch zeitnah losfahren wollten. Ein weiteres Problem ist, dass einige schöne Nationalparks Eintritt verlangen, wobei man den angeblich allerdings nur auf speziellen Webseiten entrichten kann. Diese Webseiten waren aber so grottenschlecht programmiert und auf Chilenen zugeschnitten, wo man als Ausländer keine Chance hatte sich auch nur zu registrieren. Damit hatten wir einige Zeit vergeudet. Bis wir auf einer Rangerstation nachfragten, wo man meinte, dass dieses System neu wäre und noch nicht gut funktioniert, so dass man auch noch vor Ort zahlen könne.
Die Carreterra Austral ist angeblich eine der landschaftlich schönsten Straßen der Welt. Das können wir bestätigen. Die Farben der Landschaft sind unglaublich klar und intensiv. Schneebedeckte Berge mit türkisgrünblauen Flüssen und  Seen. Auf der anderen Seite gibt es viele Schotterstrecken, die sehr ermüdend zu befahren sind. Zum Teil ist eine Straßenseite geschottert und die Gegenseite asphaltiert. Dazwischen ragen Armierungseisen aus dem Boden, so dass man nicht einfach wechseln kann. Dort hatten wir das Vergnügen dass uns auf unserer asphaltierten Seite ein „Geisterfahrer“ entgegen kam. Der hatte wohl keine Lust mehr auf Schotterstrecke und musste so einige Kilometer zurücksetzen bis er wieder auf seine richtige Seite kam.

 

Frühmorgens kamen wir nach einer Übernachtbusfahrt in Puerto Montt an.

Das ist der Startpunkt der Carreterra Austral, etwa 1000km südlich der Hauptstadt Santiago. Zum Glück hatte das gebuchte Hotel schon am frühen Morgen Zimmer frei, so dass wir unser Gepäck zunächst abstellen konnten bevor wir uns zur Touristinformation aufmachten. Die Jungs dort waren super nett und gaben uns hilfreiche Hinweise zur Fährenbuchung, hatten aber keine Ahnung/ Erfahrung zu den Strecken und die Zeit, die man dafür einplanen musste. Am Abend holten wir noch den Leihwagen ab um zeitig am nächsten Morgen loszufahren. An diesem Tag gab es drei Fährfahrten und wir verließen die letzte Fähre um Mitternacht im Nirgendwo. Wir entschlossen uns direkt in Hafennähe auf der Ladefläche im Auto zu übernachten. Dafür hatten wir uns extra noch warme Steppdecken gekauft, mussten aber feststellen, dass es eine üble etwa 10cm hohe Kante in der Mitte der Ladefläche gab. Das war zum Schlafen äußerst unangenehm. Zum Glück konnten wir für den Rest der Reise immer Hotels/ Hostels voraus buchen.

Unser erstes Ziel war Chaiten, eine kleine Stadt mit einigen netten Restaurants, wo wir dann auch lecker zu Abend aßen. Es war den ganzen Tag am regnen und die Straße war eine Schotterpiste. Leider war die Schalldämmung der Unterkunft so gut wie nicht vorhanden, so dass man die Leute im Nachbarzimmer selbst leise reden hörte. Am nächsten Morgen sind wir dann in den etwa 30 km entfernten Parque Nacional de Pumalin gefahren um dort eine Wanderung auf einen Aussichtsberg zu machen, von wo aus man einen Gletscher sehen konnte.

Die Wanderung war nicht lang, es ging aber ziemlich bergauf und wir waren danach echt geschafft. Trotzdem fuhren wir nach der Wanderung noch 400 km weiter südlich nach Coyhaique, zum Glück bis auf kurze Ausnahmen auf geteerten Straßen. Dort hatten wir für 2 Tage eine nette Unterkunft um uns etwas zu erholen. Am übernächsten Morgen ging es dann nur 120 km weiter südlich nach Villa Cerro Castillo (Cerro ist spanisch Berg und Castillo Burg). Wir kamen dort gegen 10:00 morgens an und wollten zur Lagune vor dem Berg wandern. Das waren jeweils 7km hin und 7 km zurück. Zum Ausgangspunkt der Wanderung kam man aber wieder nur auf einer Schotterstraße wo nach einigen Kilometern ein Schild hing: nur für Allradfahrzeuge, wir hatten keines. Das Schild habe ich trotzdem ignoriert, sehr zum Ärger von Martina und kurz darauf ging es dann einen steilen Abhang abwärts wo Martina meinte, dort kommen wir niemals wieder hoch. Sind wir aber!
Die Wanderung selbst war äußerst schwer 1100m Höhenunterschied erklimmen und wurde nur für Leute mit guter Kondition empfohlen. Zumindest ich hatte die nicht und habe mich nur mit letzter Kraft zurück zum Auto geschleppt. Dummerweise hat Komoot, die letzten Kilometer nicht mehr aufgezeichnet, es ging aber den selben Weg hin und zurück. Das Bergablaufen ging auch ziemlich auf die Knochen und ich hatte am Ende Schwierigkeiten mein Gleichgewicht zu halten, da meine Muskeln einfach keine Kraft mehr hatten.

Im nahegelegenen Ort Villa Cerro Castillo haben wir mit einigen anderen Wanderern nach einer Portion Spaghetti Bolognese und einer Flasche gutem chilenischem Wein übernachtet.

Link: Zweiter Teil