Scapa Flow ist einer der interessantesten und einzigartigen Wracktauchplätze weltweit. Hier ist eine hohe Konzentration von Wracks in einem überschaubaren Areal zu finden. Wie so häufig spielten kriegerische Auseinandersetzungen bei der Versenkung eine Rolle:

In der Vergangenheit war England die führende globale Seemacht. Das änderte sich gegen Ende des 19ten Jahrhundert, als die sogenannten Dreadnoughts aufkamen. Übersetzt heißt das ‚Fürchte nichts‘. Dies war eine neue Klasse von riesigen Kriegsschiffen mit eine Länge von über 300 Metern und einer Bewaffnung von mindestens 6 Kanonen zu je 2 auf drehbaren Barbetten, vier vorne und zwei hinten. Der Durchmesser der Kanonen war um die 30 cm und sie konnten Projektile auf über 20 km schießen. Zudem waren diese Schiffe oberhalb der Wasserlinie stark gepanzert, sodass feindliche Treffer nicht sofort zur Versenkung führten. Deutschland entschloss sich gegen Ende des 19ten Jahrhunderts den Engländern Paroli zu bieten und baute eine ansehnliche Anzahl dieser Kriegsschiffe. Nachdem Deutschland allerdings den ersten Weltkrieg verloren hatte wurden alle deutschen Kriegsschiffe in Scapa Flow mit einer Notbesatzung interniert. Scapa Flow ist ein riesiger Hafen inmitten der Orkney Inseln im Norden von Schottland. Interessant als Nebennotiz: bei der Überführung gingen einige Schiffe und U-Boote verloren, offiziell wegen schlechten Wetters, inoffiziell haben wohl einige Mannschaften die Schiffe selbst versenkt.  Als sich die Friedensverhandlungen dem Ende zu neigten, gab Admiral Ludwig von Reuter am 21. Juni 1919 den Befehl, dass sich alle Schiffe in Scapa FLow durch das Öffnen der Seeventile selbst versenken sollten. Diese Aktion sollte verhindern, dass die Schlachtschiffe in die Hände der Engländer fallen sollten. Fast 100 Schiffe wurden so auf Grund gesetzt oder komplett versenkt. Nach dem Krieg kaufte ein englischer Ingenieur Ernest Cox für 40.000 Pfund die Rechte an allen Schiffen und über die nächsten Jahrzehnte wurden viele Schiffe gehoben. Einige nicht unerhebliche Menge an Schiffen verbleib aber unter Wasser. Diese Schiffe sind heute noch von kommerzieller Bedeutung, da der Stahl, mit dem die Schiffe gebaut wurden, noch keiner radioaktiven Belastung (bevor die ersten Atombomben gezündet wurden) ausgesetzt war. Dieser Stahl ist von Interesse zum Bau von hochempfindlichen medizinischen Messgeräten, die mit diesem Stahl gebaut werden. Zudem kommen mittlerweile tausende von Tauchtouristen jedes Jahr auf die Orkneys um sich die versunkenen Kriegsschiffe anzuschauen.

Ich selbst hatte das Glück 1996 von einem englischen Arbeitskollegen und seinem Tauchclub eingeladen zu werden, um an der Clubtauchfahrt nach Scapa Flow teilzunehmen. Zwei deutsche Freunde waren während des einwöchigen Aufenthalts mit dabei und wir staunten nicht schlecht wie unterschiedlich die Kulturen doch sind. In Deutschland wurde schon damals viel Wert darauf gelegt beim Tauchen unter Wasser nichts anzufassen und mitzunehmen. Unsere englischen Freunde kannten unter Wasser jedoch keine Zurückhaltung und führten bei jedem einzelnen Tauchgang einen Hammer, Meißel und Brecheisen mit. Mit diesen Werkzeugen wurde alles „abgebaut“ was nicht niet und nagelfest war, vor allem die Umgebung der riesigen Kanonen wurde bearbeitet, da dort viele Messingteile verbaut waren, die nach einer Reinigung schön glänzten und wohl in den Vitrinen der Taucher verblieben. Auch ein sogenannter „Bottledive“ wurde durchgeführt. Dazu tauchten wir an den ehemaligen Ankerplätzen der Schiffe und suchten den Sand nach alten Flaschen, Geschirr,… ab. Ich hatte Glück und fand eine absolut intakte Tasse:
Der Aufdruck 1943 deutet allerdings auf eine spätere Nutzung  hin, auch im zweiten Weltkrieg spielte Scapa Flow als Kriegshafen der Engländer eine wichtige Rolle. GVIR ist wohl das Zeichen für King George VI. WOOD’s könnte der Name des Schiffes sein, leider habe ich dazu aber im Internet nichts gefunden.