Irgendwie dachte ich es wird etwas ruhiger, nachdem wir die Highlights in Peru abgegrast haben. Da muss ich mich aber getäuscht haben: Von Cusco Peru aus sind wir mit einem Übernachtbus nach Tacna gefahren, dass ist die peruanische Grenzstadt zu Chile. Von dort aus sind wir mit einem Taxi etwa 20 km über die Grenze nach Arica/ Chile gefahren. Die Grenzüberquerung verlief völlig unproblematisch: An einem Stand der peruanischen Behörden den Ausreisestempel in den Pass geben lassen, am nächsten Stand der chilenischen Behörden den Einreisestempel plus Einreisekarte geben lassen und dann noch das Gepäck zur Zollkontrolle durch einen Scanner schieben, fertig. Da Übernachtbusfahrten jedoch immer etwas ermüdend sind, haben wir noch eine Nacht in Arica zugebracht und festgestellt, dass dieses kleine Hafenstädtchen ganz interessant ist: sie haben eine hohe Klippe, von wo aus man eine tolle Aussicht hat, diese Klippe spielte militärisch bei verschiedenen Grenzkonflikten mit Peru eine wichtige Rolle, der Hafen ist der Hauptzugang des Binnenstaates Bolivien zum Meer (La Paz ist mit einer Eisenbahnlinie verbunden), das Kaff hatte in den 60er Jahren Spiele der Fussballweltmeisterschaft ausgerichtet und last not least wurde die kleine Stadtkirche von Gustave Eiffel, dem Erbauer des Eiffelturms in Paris gebaut.
Nach einem Tag Ruhe haben wir wieder einen Übernachtbus von Arica nach San Pedro de Atacama genommen. Dies war ein echtes Abenteuer, da wir mitten in der Nacht zweimal den Bus samt unserem Gepäck verlassen mussten um durch eine Zollkontrolle zu kommen, wobei dort noch nicht einmal eine Grenze war. Bei einem Zwischenstopp wurden wir ohne Gepäck am frühen Morgen ganz aus dem Bus geschmissen, der mit unserem Gepäck weiterfuhr. Die Kommunikation auf Spanisch ist für uns in Chile etwas schwierig, die Leute reden verdammt schnell und selbst wenn man sie bittet langsamer zu reden, ist der Akzent extrem gewöhnungsbedürftig. In Kürze: die Kommunikation ist schwierig, Englisch beherrscht kaum jemand und Deutsch erst recht nicht. Irgendwie habe ich aber herausgefunden, dass der Bus nur kurz zum Tanken muss und dann wieder kommt. In der Tat war der Bus nach 30 Minuten wieder zurück, wir konnten einsteigen und zu unserem Zwischenziel weiterreisen.
Unser Zwischenziel war wie gesagt San Pedro de Atacama. Wie der Name schon sagt ist dieser kleine Ort eine Oasenstadt in der Atacamawüste. Diese Wüste hat die geringste Niederschlagsmenge der Welt mit knapp 80mm/ Jahr. Vor unserer Ankunft hat es angeblich 4 Jahre nicht geregnet. Wegen des klaren Himmels sind dort auch astronomische Observatorien ansässig, vor allem Alma (link). Der Name hat eine interessante Doppelbedeutung: Alma heißt auf Spanisch Seele. Der Ort San Pedro ist ansonsten nur touristisch orientiert, i.e. Hotels, Restaurants, Ramschläden und jede Menge Reisebüros. Die touristischen Angebote waren exakt der Grund weswegen wir den Abstecher hierhin gemacht haben und wir buchten folgende Touren:
Laguna Escondida (deutsch: versteckte Lagune): nach einer fast zweistündigen Busfahrt erreichten wir einen Parkplatz, von wo aus man noch etwa 20 Minuten auf Holzplanken bis zu einer Lagune laufen musste. Inmitten der braunen, kargen Salzwüste sah das türkisblaue Wasser einfach verführerisch aus. Hier gibt es ansonsten überhaupt keine Lebewesen, keine Vögel, keine Eidechsen, Schlangen, nichts. Das Wasser in der Lagune ist nämlich extrem salzhaltig, etwa die hundertfache Menge Salz wie im Meerwasser. Ähnlich wie im toten Meer in Israel/ Jordanien ist hier ein Meereszugang abgetrennt worden und das verbleibende Meerwasser verdunstet, wobei die Salzkonzentration steigt. Natürlich mussten alle ein Bad nehmen, wobei es unmöglich ist unterzugehen, man treibt einfach an der Wasseroberfläche. Die Wassertemperatur war mit 15°C doch recht frisch verglichen mit der Lufttemperatur von etwa 30°C.
Geysirfeld El Taito (link)
Sehr früh am nächsten Morgen ging es los zum nächsten Tagestrip, das Geysirfeld El Taito, das wieder auf einer Höhe von über 4000 Metern liegt. Uns wurde geraten warme Sachen mitzunehmen und das war hilfreich, da wir in einem Schneesturm bei -1°C aus dem Bus ausstiegen. Leider waren die Wolken sehr tief und es war neblig, sodass wir die imposanten umliegenden Vulkangipfel leider nicht sehen konnten. So sind wir zwischen verschiedenen kleinen und größeren Geysiren herumgelaufen. Das Wasser kochte schon wegen der dünnen Höhenluft bei 85°C. Die Geysire waren nett anzuschauen, aber leider nicht vergleichbar mit Island oder dem Yellowstone Nationalpark in den USA. Trotzdem ist dies das höchstgelegene Geysirfeld der Welt und ist mit der Anzahl der Geysire unter den top 10 weltweit. Interessant für mich als Chemiker war zu hören, dass das kochende Wasser größere Mengen Arsen enthält welches die ablaufenden Gewässer kontaminiert und die Gesundheit der Bevölkerung hier negativ beeinflusst. Auch während der Rückfahrt nahm der Schneesturm nicht ab, der sich im wärmeren Klima bei niedriger Höhe in Regen verwandelte, sodass wir tatsächlich den ersten Regen seit vier Jahren in San Pedro miterlebten. Die Einwohner freuten sich wie die Kinder.
Den letzten Tagesausflug unternahmen wir zu verschiedenen Lagunen. Die erste Lagune beherbergte Scharen von Flamingos. Wir lernten, dass es hier drei Arten gibt, von insgesamt sechs weltweit. Die zweite Lagune lag wieder über 4000m und mit einem zünftigen Wind war es arschkalt. Nichtsdestotrotz war die Aussicht auf die türkisblaue Lagune mit den schneebedeckten Bergen und dem blauen Himmel mit Wolken sehr beeindruckend. Der Führer erklärte, dass es ansonsten kaum Wolken in dieser Gegend gibt.
Zwei weitere Lagunen standen auf dem Programm, die nicht minder beeindruckend waren und zum Abschluss noch ein kurzer Stopp am südlichen Wendekreis (link).
Morgen geht es dann per Bus weiter südlich Richtung Santiago, welches wir nur mit weiteren Zwischenstopps erreichen wollen.
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