Kambodscha ist in vieler Hinsicht anders als die umliegenden Länder: Vietnam, Thailand und Laos. Es ist zum einen sehr arm und eines der korruptesten Länder der Welt. Interessanterweise sind die Lebenshaltungskosten trotzdem hoch (nach Singapur die zweithöchsten in Südostasien) und Rechnungen der Hotels, Supermärkte, Restaurants,… werden vorzugsweise in USD gestellt. USD bekommt man auch aus den Geldautomaten. Es ist auch eines der wenigen Länder wo man mit einem deutschen Pass nicht problemlos einreisen kann, sondern besser ein eVisa im Internet vorbestellt. Das haben wir natürlich gemacht und sind nach der Landung direkt auf die Grenzbeamten in ihren Ständen zugelaufen. Dort wurden wir aber zunächst noch einmal zurückgeschickt, wo andere Beamten an einem großen Tisch mit vielen Tablets zusätzlich Daten ins System eintippten. Erst danach konnten wir wieder zu den Grenzbeamten gehen, wo wir auch ohne weitere Probleme abgefertigt wurden. Danach wurden wir auch schon direkt von Taxifahrern umschwärmt, wobei wir uns für ein Tuktuk entschieden, dessen Fahrer versprach uns in der Stadt zu einem Verkaufsstand für Sim- Karten zu bringen, wo diese viel billiger wären als direkt am Flughafen. Am nächsten Morgen hatten wir einen Bus zur Weiterfahrt nach Angkor Wat gebucht und trickreicherweise buchte ich ein Hotel nur 100 m von der Bushaltestelle entfernt, damit wir unser Gepäck nicht so weit zu schleppen haben. Glücklicherweise sind wir noch am Nachmittag die Bushaltestelle erkunden gewesen und konnten an der vorgegebenen Stelle nichts finden. Ein junger Mann sprach uns an und meinte die Bushaltestelle wäre etwa 50 m in der anderen Richtung zu finden. Dort sind wir dann auch hingelaufen und haben das elektronische Ticket in ein Papierticket umgetauscht und die Bestätigung bekommen, dass in der Tat der Bus am nächsten Morgen an dieser Stelle abfahren würde. Mit diesen Infos ausgestattet gingen wir zunächst zum Essen und dann in die Skybar unseres Hotels. Dort wurden wir mit einem Feuerwerk überrascht.
Am nächsten Morgen liefen wir dann nach dem Frühstück zur bekannten Bushaltestelle, wo dann auch der Bus relativ pünktlich abfuhr. Die Fahrt von Phnom Penh nach Angkor Wat (genauer Siem Reap) dauerte etwa sechs Stunden und das Sitzen wurde mit der Zeit unangenehm. Abends sind wir dort angekommen und auch hier wurden wir von Tuktuk- Fahrern überfallen, die uns mit ihren Gefährten zum Hotel fahren wollten. Da normalerweise erheblich zu hohe Preise gefordert wurden, hielt ich schon die Grab App bereit und siehe da der Preis reduzierte sich dann noch unter den Grab Preis. Das gebuchte Hotel wies sich dann als sehr angenehm heraus, das Personal war extremst freundlich, so daß wir das Abendessen direkt vor Ort einnahmen. Ich wusste, dass die Tempelanlage von Angkor die größte der Welt ist, habe mich aber in den Dimensionen verschätzt. Ich dachte alles wäre fußläufig zu erreichen, das war es aber nicht, so dass wir uns für eine Tagestour mit einem Tuktuk entschieden. Schon der erste Tempel, Angkor Wat gebaut im 12ten Jahrhundert, in etwa 5 km Entfernung war riesig und wir verbrachten mit einem Führer mehrere Stunden drinnen, wo es 100te Meter lange Reliefs von der hinduistischen Mythologie gab. Dieser Tempel sollte das Himmelreich auf Erden darstellen und diente letztlich als Grabstätte und als Grabmal für den König, der das Bauwerk in Auftrag gegeben hatte. Der Tempel ist exakt an den Himmelsrichtungen orientiert und bestimmte Gebäude zeigen die Sonnenwenden an (ähnlich wie die Pyramiden in Ägypten und Mexiko). Wie immer gab es zu viele detaillierte Informationen. Irgendwann war mein Gehirn einfach nicht mehr aufnahmebereit. Nach Angkor Wat ging es mit dem Tuktuk weiter nach Angkor Thom. Das ist die Stadt der vielen Gesichter. Die Stadttore sind extrem sehenswert und alle Dächer sind oben mit vier Gesichtern verziert, die in die vier Himmelsrichtungen schauen. Die Häuser sind von Urwald überwuchert, nur die Tempel sind freigelegt. Der Haupttempel ist der Bayantempel und ist wieder riesig. Danach kamen noch weitere Tempel in der Stadt, bevor es mit dem Tuktuk wieder aus der Stadt hinausging um weitere Tempel zu besichtigen. Erwähnenswert ist noch der Tempel Ta Phrom, der von den Wurzeln hoher Bäumer eingeschlungen ist und wo eine Folge von Tomb Raider gedreht wurde. Wir besichtigten noch 3 weitere Tempel, wobei der letzte viele Stufen zum Raufklettern hatte, wo wir aber wegen Regens verzichteten, da wir Bedenken wegen der Rutschigkeit der Steine hatten, immerhin gibt es auch keine Geländer zum Festhalten. Am zweiten Tag machten wir eine weitere Tour mit einem Tuktuk zu weiter entfernt liegenden Tempeln. Wegen unser begrenzten Aufnahmefähigkeit verzichteten wir auf einen Führer und erfreuten uns einfach an der sensationellen Architektur. Am dritten Tag hiess es früh aufstehen, da wir uns gerne Angkor Wat beim Sonnenaufgang anschauen wollten. Aber schon eine Stunde vor Sonnenaufgang standen hier tausende von Menschen. Den Rest des Tages verbrachten wir dann in der Innenstadt von Siem Reap, wo dein Wasserfestival mit Bootsrennen auf dem Fluß stattfand.
Am vierten Tag mieteten wir uns dann Fahrräder, um weitere entferntere Tempel anzuschauen, aber auch um auf den zuvor im Regen verpassten Tempel zu klettern. Die Temperaturen waren über 30 Grad Celsius, aber mit dem Fahrtwind der Räder im Wald/ Schatten gut auszuhalten, am Nachmittag machten sich dann aber Schwächererscheinungen breit, so dass wir öfter an Ständen halten mussten um Cola und/ oder Wasser zu trinken. Nur 100 m bevor wir das Hotel wieder erreichten hatte Martina noch einen Unfall. Sie wollte bei Grün einen Fussgängerweg einer Kreuzung überwinden, ein Reisebus bog aber nach rechts ab, stoppte nicht und führte zu Materialschaden an Martina’s Fahrrad. Das Vorderrad hatte eine Acht, zum Glück konnte sie noch zurückspringen, sodass ihr nichts weiter passiert ist. Wir liefen zum Hotel weiter, wo die Angestellten auch entsetzt über das Verhalten des Busfahrers waren. Sie rieten uns aber ab zur Polizei zu gehen um ihn anzuzeigen, ich hatte mir das Kennzeichen gemerkt. Offensichtlich buchtet die Polizei Ausländer auch gerne wegen Nichtigkeiten ein, damit sie sich wieder freikaufen können. Sie wollten lediglich $30 für das kaputte Vorderrad ersetzt haben. Wir hätten zwar auch eine Auslandshaftpflichtversicherung, aber der Aufwand das Geld zurückzufordern ist wohl höher als der Schaden. Letztlich sind wir froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist.
Am nächsten Tag ging es dann wieder etwa 6 Stunden mit dem Bus zurück nach Phnom Penh. Dort verbrachten wir noch einige Tage und hatten eine Sonnenuntergangsbootstour auf dem Mekong,
aber besichtigten auch das S21- Foltergefängnis der roten Khmer, wo 20000 Menschen mishandelt und getötet wurden. Der Leiter des Gefängnisses war geständig und ist im Gefängnis gestorben. Nicht ohne zuvor zum Christentum konvertiert zu sein. Meine Meinung dazu: er war ziemlich auf seinen Vorteil bedacht. Als Buddhist (welches die vorherrschende Religion hier ist und die in Abhängigkeit der gesammelten Kharmapunke im Leben an die Wiedergeburt auch in tierischen Lebewesen glaubt) wäre er wohl als Kakerlake wiedergeboren worden. Zuletzt besichtigten wir auch noch eines der sogenannten Killing Fields, das sind Massengräber wo die roten Khmer „abtrünnige“ Mitbürger mit Bamabuslatten, Äxten oder Schaufeln grausam getötet hatten.
Sie hatten nicht genügend Schießpulver. Diejenigen die die Schläge überlebten wurden vergiftet. Sehr erschütternd so etwas zu sehen. Babies wurden einfach an den Füßen aufgenommen und mit dem Kopf an Bäume geschlagen um sie zu töten. Auf der einen Seite ist Kambodscha ein sehr interessantes Land mit freundlichen Menschen, auf der anderen Seite bin ich auch froh dort wieder weg zu sein.
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