Vor 8 Jahren waren wir bereits einmal in Mendoza im Urlaub. Wir hatten dieses Jahr gehofft, hier oder in der Nähe ein Workaway zu finden, aber leider war das nicht möglich. Man kann eben nicht immer Glück haben. Also haben wir uns für einen Monat ein kleines Apartment in einer ruhigen Seitenstraße im Stadtzentrum gemietet. Einerseits, um etwas zur Ruhe zu kommen, den guten Wein hier zu genießen (schon Louis Pasteur einer der Erfinder des modernen Impfsystems sagte: „Wein ist das gesündeste und hygienischste Getränk überhaupt.“), andererseits bietet die Stadt ein gutes Internet, sodass ich die Zeit nutzen kann, um sowohl meinen Laptop als auch meinen gemieteten Webserver zu aktualisieren. Bei einem Betriebssystem wie Linux ist es wichtig, von Zeit zu Zeit Updates durchzuführen, um die Datensicherheit nicht zu gefährden.

Mendoza liegt im Westen von Argentinien, etwa in der Mitte des Landes und in der Nähe der Anden. Hier ist es heiß (+30°C) mit nur 10 Regentagen im Jahr. Mendoza ist das Hauptweinanbaugebiet Argentiniens, bekannt für den Malbec, neben Shiraz eine meiner Lieblingssorten. Während einer Stadtführung lernten wir, dass der Malbec eine alte französische Rebsorte ist, die in Frankreich nicht gut gedieh (der Name Malbec könnte von „schlechter Schnabel“ kommen, was ein Synonym für schlechten Geschmack ist). Die Rebsorte wurde eher zufällig nach Argentinien gebracht, gedieh aber hier aufgrund des trockenen Klimas hervorragend und ist seitdem eine der bedeutendsten Rebsorten in Argentinien, insbesondere in der Region Mendoza.

Mendoza ist auch bekannt als die Stadt, in der José de San Martín den Beginn der Befreiung der südamerikanischen Länder von Spanien initiierte. In Südamerika sind drei Namen besonders bekannt: neben José de San Martín (Argentinien), Simón Bolívar (Bolivien) und Bernardo O’Higgins (Chile). Nach diesen drei Persönlichkeiten sind unzählige Plätze, Gebäude und Straßen in Südamerika benannt. Obwohl San Martín in Argentinien geboren wurde, diente er in der spanischen Armee, bevor er nach Mendoza kam und hier zum Revolutionär gegen die Spanier wurde. Er formierte eine Armee von mehreren tausend Menschen (die Andenarmee) und fügte den Spaniern trotz ihrer massiven Überlegenheit empfindliche Verluste zu. Anschließend zog er mit seiner Armee nach Chile und Peru, um auch dort die Befreiungsbemühungen zu unterstützen. Dabei arbeitete er sowohl mit O’Higgins (Befreiungskämpfer in Chile) als auch Bolívar (Befreiungskämpfer im Norden Südamerikas) zusammen, trat aber letztendlich in den Hintergrund, um seinen Kollegen den Vorrang bei repräsentativen Ämtern zu lassen. Es ist beeindruckend, dass er während seiner Abwesenheit den Zieheltern seiner jungen Tochter Mercedes sehr humane Empfehlungen gab, wie sie sie erziehen sollten:

– Inspiriere sie mit Liebe zur Wahrheit und Hass auf Lügen.
– Vermittele großes Vertrauen und Freundschaft, aber vereine es mit Respekt.
– Fördere Wohltätigkeitsorganisationen für die Armen bei Mercedes.
– Respektiere das Eigentum anderer Menschen.
– Gewöhne sie daran, ein Geheimnis zu bewahren.
– Wecke in ihr ein Gefühl der Nachsicht gegenüber allen Religionen.
– Sei sanftmütig gegenüber Dienern, Armen und Alten.
– Sprich wenig und präzise.
– Gewöhne sie daran, förmlich am Tisch zu sein.
– Wecke die Liebe zur Sauberkeit und Verachtung für Luxus.
– Wecke ihre Liebe zum Vaterland und zur Freiheit.

Obwohl es in Mendoza wenig regnet, ist die Stadt sehr grün. Eine Verordnung schreibt vor, dass alle 20 Meter ein Baum gepflanzt werden muss. Die meisten der 100.000 Bäume sind große Platanen, die viel Schatten spenden und durch sogenannte Asequias (Straßengräben, übersetzt „gegen Trockenheit“) bewässert werden. Dieses Bewässerungssystem haben die Spanier von den Ureinwohnern übernommen. Das Wasser stammt aus den Gletschern der Anden. Der große Hauptplatz „Plaza de Independencia“ wird abends zur Bühne, wo häufig Live-Musik gespielt wird.
Die Stadt ist schachbrettartig quadratisch angelegt, und es gibt fast ausschließlich Einbahnstraßen neben einigen wenigen breiten Hauptstraßen. In der Nähe der Stadt gibt es einen großen Park namens „Parque General San Martin“, angeblich der größte künstlich angelegte Park in Südamerika. Dort gibt es einen großen See und den Berg „Cerro de Gloria“, von dem aus man einen schönen Blick über die Stadt hat.

Interessanterweise gibt es nicht viele Kirchen, wie es sonst in Südamerika üblich ist. Die größte, die „Basilica San Francisco“, liegt etwas versteckt am Plaza San Martin und nicht wie in anderen Städten üblich frontal am größten Platz der Stadt.
1861 wurde die Stadt von einem großen Erdbeben erschüttert, das die Stadt dem Erdboden gleichmachte und 4000 Menschenleben kostete (ein Drittel der damaligen Bevölkerung). Die Stadt wurde etwas versetzt wieder aufgebaut, jedoch sind Hochhäuser seitdem nicht gern gesehen und werden mit hohen Steuern belegt. Zudem sind die Straßen üblicherweise sehr breit, um den Menschen im Falle von Erdbeben, die weiterhin häufig vorkommen, Fluchträume zu bieten.