Nach etwas mehr als sechs Wochen in Kanada sind wir wieder auf das Weingut in Chile zurückgekehrt. Unser Sohn besitzt ein großes Haus, sodass genügend Platz für die kleine Familie, Martina und mich sowie Freunde ist, die gelegentlich zu Besuch kamen. Wir fanden das Leben in Kanada sehr teuer, besonders die hohen Preise für alkoholische Getränke, über die ich mich mehrfach auf Facebook beklagt habe. Zum Abschluss haben wir noch $100 am Flughafen für einen Hamburger, eine Suppe und vier 500-ml-Biere bezahlt. Das Bier machte dabei mit etwa $50 einen erheblichen Anteil an den Kosten aus.

Wir hatten die kolumbianische Fluglinie Avianca gewählt, um mit einem Zwischenstopp von 1,5 Stunden in Bogota nach Santiago de Chile zu reisen. Die Flugzeiten betrugen fünf und noch einmal sieben Stunden. Die Flugzeugsitze waren dabei eine Zumutung: kaum gepolstert und die Rückenlehne nicht verstellbar. Entsprechend konnten wir auch nicht schlafen. Das einzig Gute dabei war, dass diese Flüge für mich die ersten seit der Coronazeit waren, die nicht mehr komplett ausgebucht waren. Selbst in der Economy Class wurden die Mittelsitze freigelassen.

Interessant zu beobachten war, dass die Aufrufe zum Boarding in Kanada zunächst auf Spanisch gemacht wurden und erst danach auf Englisch, das komplett unverständlich war. Schon da zeigte sich, dass man in Südamerika nicht für längere Zeit ohne Spanischkenntnisse zurechtkommt.

Am Flughafen in Santiago angekommen, machten wir uns auf die Suche nach einem Geldautomaten, um chilenisches Geld abzuheben. Der Wechselkurs der Währung Peso ist ähnlich wie in Argentinien: etwa 1000 Pesos für einen Euro. In Chile gibt es jedoch im Unterschied zu Argentinien größere Geldscheine, z.B. 20.000 Pesos, während in Argentinien der höchste Schein 1000 Pesos ist. In Argentinien braucht man daher eher einen Rucksack als eine Geldbörse, um die große Geldmenge zu transportieren. Nachdem wir etwas chilenisches Geld abgehoben hatten, machten wir uns auf die Suche nach einem Verkaufsstand für SIM-Karten für zumindest eines unserer Mobiltelefone. Leider gab es im gesamten Flughafen keinen Stand, sodass wir uns auf die Suche nach einem Bus in die Innenstadt machten. Am dortigen Busbahnhof angekommen, versuchten wir direkt, ein Busticket für die Weiterreise am nächsten Tag zum Weingut zu organisieren. Leider mussten wir feststellen, dass der Ankunftsbusbahnhof nicht identisch mit dem Abfahrtsbusbahnhof war. Glück im Unglück: Ich hatte ein Hotel genau zwischen den beiden Busbahnhöfen vorgebucht, und beide waren nur 50 Meter entfernt. Nachdem wir eingecheckt hatten, fragten wir nach einer Geschäftsstelle für Claro, den größten Mobilfunkanbieter in Südamerika mit der besten Netzabdeckung. An der Geschäftsstelle wurde uns mitgeteilt, dass sie keine Prepaid-SIM-Karten verkaufen; diese bekämen wir an einem Zeitungskiosk. Einen Claro-Stand hatten wir nicht gefunden, daher entschlossen wir uns, eine Karte von Wom zu kaufen: Gültig 30 Tage, 300 Minuten Gesprächszeit und 30 GB Internet, alles inklusive Karte für umgerechnet $4. In Kanada hatten wir für eine ähnliche Karte $40 gezahlt. Nach einem Abendessen in einem Einkaufszentrum liefen wir zurück zum Hotel, nicht ohne zu bemerken, dass die Gegend sehr heruntergekommen war, z.B. schliefen Leute auf der Straße und viele Polizisten patrouillierten. In einem Supermarkt kauften wir noch etwas Bier und Wein, wieder zu einem Bruchteil der kanadischen Preise, und fielen nach der schlaflosen Nacht im Flugzeug schnell ins Bett und wachten erst am nächsten Morgen um 9 Uhr auf. Glücklicherweise hatten wir einen Bus erst um 12:30 Uhr gebucht, und es gab im Hotel ein langes Frühstück, dem wir gut zusprachen. Die Busfahrt dauerte vier Stunden für etwa 300 Kilometer, verlief ereignislos und kostete pro Person weniger als $10. Wir mussten den Fahrer bitten, uns am Abzweig zum Weingut herauszulassen, wo uns der Weingutbesitzer Matt bereits erwartete. Die Wettervorhersage ist leider nicht so gut; es soll eine Woche regnen, die Temperatur beträgt etwa 15 Grad. Wir wurden aber von einem gemütlich brennenden Kaminofen empfangen, nur um kurz darauf einen Stromausfall mitzuerleben. Diese Situation nutzte Matt, um uns zu erklären, wie wir den Dieselgenerator zum Laufen bringen. Leider liegt unsere Erfahrung mit dem Anzünden von Holzöfen etwas zurück, sodass wir am nächsten Morgen etwas experimentieren mussten, aber letztlich erfolgreich waren.