In Truk zu tauchen war seit 30 Jahren mein Traum. Als wir in Australien lebten, war er kurz davor erfüllt zu werden, ich habe das aber aus Zeit und Geldgründen damals immer weiter verschoben. Truk ist das Tauchparadis schlechthin, besonders für Wracktaucher, da hier etwa 100 große japanische Schiffswracks auf dem Boden eines Atolls liegen. Als die Japaner Pearl Harbour in Hawaai angriffen und so die USA in den zweiten Weltkrieg zogen, haben sich die Amerikaner gerächt und das Hauptquartier der japanischen Flotte in Truk angegriffen und viele Wracks produziert, da die Japaner auf den Angriff nicht vorbereitet waren. Wen die Geschichte interessiert, siehe folgenden Link. In Taucherkreisen wird Truk als eine der Top 10 Tauchdestinationen weltweit angesehen und einige der Wracks sind ebenfalls ganz oben in der Liste der schönsten Wracks weltweit angesiedelt.

Transfer Coron, Manila, Guam, Truk

Am nächsten Tag stand dann der Transfer nach Truk auf dem Programm: zurück über die Schotterpiste zum Flughafen von Coron. Dort gab es keine Klimaanlage und kein Internet (zumindest nicht für Leute die keine einheimische Handynummer hatten). So musste ich 3 Stunden warten und schwitzen. Dann ging der Flug nach Manila aber ganz schnell, so daß wir früher ankamen als geplant und der Agent, welcher mich am Terminal 4 erwarten sollte, um den Transfer zum Terminal 1 zu arrangieren nicht da war und wieder musste ich draußen in der prallen Sonne schwitzen. Irgendwie tauchte er aber dann doch auf und funkte den Taxifahrer an, der mich in einem höllischen Verkehrschaos zum Weiterflugterminal brachte. Auch dort war ich 5 Stunden zu früh, immerhin machte der Checkin- Schalter 4 Stunden vorher auf. Mit der Goldkarte der Lufthansa bekam man auch bei United Airways eine Sonderbehandlung, trotzdem dauerte das Einchecken eine Weile: Das gesamte Gepäck wurde 4 mal überprüft: einmal beim Eingang ins Terminal, einmal beim Check-in, dann nochmal während der normalen Sicherheitskontrolle und ein letztes Mal beim an Bord gehen. Jedes Mal runzelten die Beamten die Stirn, wenn ich mein ganzes Elektronikprogramm auspacken musste: Computer, E-reader, 2 Mobiltelefone, 2 Powerbanks, Gopro, normale Kamera, Tauchlampe, Tauchcomputer,… Immerhin konnte ich dann 3 weitere Stunden in der Lounge verbringen, wo zumindest für das körperliche Wohlergehen gesorgt wurde.

Der folgende Übernachtflug (vier Stunden nach Guam und dann noch einmal 2 Stunden nach Truk) verlief ereignislos. Beim Landen in Truk hielt ich die Augen auf nach der vor 2 Wochen kurz vor der Landebahn abgestürzten B737. Die scheint komplett im Wasser versunken zu sein, an der Wasseroberfläche meine ich nur einen Plastikring mit 50 m Durchmesser entdeckt zu haben, der normalerweise benutzt wird um Ölfilme an der Oberfläche am Ausbreiten zu verhindern. Ich unterhielt mich nach der Landung noch kurz mit dem Copiloten, der auch kaum begreifen konnte, dass so ein Absturz heute noch passieren kann. Leider hat er den Plastikring nicht gesehen, wollte aber auf dem Rückflug danach die Augen offenhalten. Die Immigration und die Gepäckausgabe verliefen ohne Probleme und vorm Terminal wartete schon der Kleinbus des Blue Lagoon Resorts, wo ich eine Nacht bleiben sollte. Der Bus war proppevoll mit australischen Tauchern, ein Club aus Perth, die mit 30 Tauchern anreisten und meinten ein großer Teil ihrer Gruppe sei bereits hängengeblieben, weil ein Flug gecancelt wurde.

Das Blue Lagoon Resort ist im Süden der Flughafeninsel Weno, vermutlich etwa 5 km entfernt. Dabei dauerte die Fahrt doch eine halbe Stunde, da der Fahrer eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 15 km/h hatte, was nicht nur daran lag, dass die Straße sehr holprig war. Dabei gab es unterwegs jede Menge alter Autowracks, zum Teil sehr schön bewachsen, zu bestaunen. Das Resort ist in die Jahre gekommen, aber für Taucher ausreichend. Es gibt viele Wrackbilder und zum Teil auch geborgene Wrackteile.

Abends an der Bar machte ich die Bekanntschaft von weiteren Australiern, die auch in einer größeren Gruppe angereist waren. Einige der Teilnehmer waren schon über 8 Mal vor Ort und hatten einen speziellen Truk- Reiseführer zusammengestellt und waren feundlich genug mir eine Kopie zu überlassen. Dort ist die Geschichte von Truk gut dargestellt und die einzelnen Wracks mit Photos, Plänen und Zeichnungen abgebildet. Mir fiel schon auf, dass viele Gäste grauhaarig waren und nur ganz wenige junge Leute dort waren. Offensichtlich ist ein Aufenthalt hier kein kostengünstiges Vergnügen. Eine Frau ‚mittleren Alters‘ meinte, dass sie bevor sie hierher kam viel Schiss hatte in Wracks hineinzutauchen, hier hatte sie aber ein richtiges Faible entwickelt und meinte zu Ihren Mittauchern: If my ass gets stuck, please push me through…

Am nächsten Morgen wurde ich dann halbwegs pünktlich mit einem Tenderboot von der Anlegestelle des Resorts abgeholt. Zwei Chinesen und ein Taiwanese stiegen aus und ich als einziger Gast ein. Mit 2 *150 PS Aussenbordmotoren ging es dann innerhalb von 15 min zur Ankerstelle der SS Thorfinn, wo ich das Tauchen gebucht hatte. Captain Lance (ein 80 jähriger kanadischer Landsmann) stellte sich vor und kümmerte sich gleich um mich, indem er mir die Geschichte von Truk und seines Bootes der Thorfinn erzählte: Das Boot wurde in den 50ern in Norwegen gebaut und war ein ehemaliger norwegischer Walfänger, den er nach dem Walfangverbot kaufte und in Kanada in ein Tugboat (Schlepper) umbauen wollte. Dazu hatte er einen Vertrag mit der kanadischen Regierung, aber mitten in der Umbauphase (er wollte doppelt so starke Motoren einbauen) kam es zu einer Wirtschaftskrise und die Regierungen kündigte den Vertrag. Daraufhin wusste er nicht so recht was er machen sollte, ließ das Schiff wie es ist und machte sich auf den Weg in die Südsee, wo er dann in Truk hängenblieb und das Schiff in ein ‚lifeaboard‘ verwandelte, in den 70ern, seiner Meinung nach das einzige seiner Art. Getaucht wird bis zu fünfmal am Tag, wobei Tauchcomputer wenig interessieren: Den tiefsten Tauchgang macht er direkt am Morgen mit vorgeschriebenen Dekostops von 2 min auf 15m, 3 Min auf 10 m und weiteren 10 Min im Flachbereich. Er meinte so ist es noch nie zu einem Dekounfall auf seinem Boot gekommen (Unfälle führte er auf Herzversagen zurück). Max Hahn scheint ihn sehr zu faszinieren, er war wohl auch Gast auf seinem Boot und bescheinigte ihm dass das Dekosystem, welches er entwickelt hat sehr ausgereift und sicher ist. Von Techtauchern hält er nix, er meint die Tauchgänge gehen alle mit Luft. Nachdem ich ihm meine Rebreatherzertifizierung original unterschrieben von Max Hahn zeigte, durfte ich ohne weitere Diskussionen direkt tauchen.

1. Tauchgang Fujikawa Maru

Tiefe: 10 – 35 m, Passagier/ Frachtschiff, 131m lang, 6938 Tonnen

Dies soll das ehemals Vorzeigewrack in Truk gewesen sein, mittlerweile ist aber die Brückenstruktur über dem Maschinenraum eingestürzt.

Ein Holländer und ich zusammen mit dem Diveguide bildeten eine Gruppe, der uns gleich in das Untergeschoss des Maschinenraums führte. Dort war es etwas eng und ziemlich trüb, man konnte aber 2 riesige Drehbänke erkennen, einige Schraubzwingen und den Elektonikraum. Danach ging es noch zu einigen Messinstrumenten um dann den selben Weg wieder zurück und in die Frachträume zu tauchen. Dort gab es verschiedene japanische Zero-Kampfflugzeuge zu sehen, sowie Ersatzteile, Räder, Propeller, Granaten, Maschinengewehre, aber auch Benzinfässer. Vorne am Bug war eine Kanone, wo eine Plakette freigekratzt war und die englischen Ursprungs sein soll. Auf dem Rückweg, gab es verschiedene Stapel von Flaschen, Lampengehäusen, Porzelangefässen und Gläsern. Captain Lance bemerkte beim Briefing, dass die Japaner wussten ihre Leute im Krieg zufrieden zu halten, in jedem Schiff gibt es Unmengen von Bier und Sakeflaschen und an Land warteten 10000 koreanische Zwangsprostituierte auf die Männer.

Kurz vorm Auftauchen konnte ich noch einen Blick in die ziemlich zerstörte Brückenstruktur werfen, dort gab es die Waschräume für die Offiziere, i.e. verschiedene gekachelte Becken waren zu sehen.

Tiefe 28m, 40 Min

2. Tauchgang Betty Bomber (Mitsubishi G4M)

Kurz vorm Dunkel werden fuhr ich alleine mit 2 Tauchguides zum Betty Bomber, der in 18 m Tiefe liegt. Das Briefing ergab, dass versucht wurde diesen Bomber während des amerikanischen Angriffs vom Wartungspersonal zu retten, i.e. in die Luft zu kriegen. Vermutlich wurde der Bomber aber von amerikanischen Maschinengewehrkugeln getroffen und stürzte brennend ins Meer. Diese Bomber hatten im amerikanischen Pilotenjargon wohl auch den Namen ‚fliegende Zigarettenanzünder‘ da sie keine selbstschliessenden Tanks hatten, i.e. wenn sie von Kugeln getroffen wurden, brannten sie sofort. Interessanterweise liegen die zwei Motoren etwa 30 m vom Hauptwrack entfernt. Man sagt, dass als das Flugzeug aufs Wasser schlug, sich die Motoren lösten und noch ein wenig weiter flogen.

Eine Boje ist direkt neben dem Wrack befestigt und nach dem Abtauchen ging es am Bug, der ziemlich zerstört ist in das Flugzeug hinein und am Ende wieder hinaus. Drinnen ist nicht viel zu sehen, nur einige Leitungen und der Gitterfussboden. Draussen wurden einige Artefakte aufgebaut: ein Sitz, ein Propellerflügel, ein Maschinengewehr und eine Kiste mit elektrischem Allerlei. Wir tauchten noch die Motoren ab und dann an der Boje mit den bereits beschriebenen Dekostops wieder auf.

Tiefe 18m , 30 Min.

1. Teil hier.

5. Teil hier

7. Teil hier