Im Gegensatz zu Dönerläden, Pizzerias und chinesischen Restaurants gibt es In Deutschland nur relativ wenige indische Restaurants. In den letzten Jahren nimmt zwar die Anzahl zu, trotzdem findet man indische Restaurants in Deutschland eher in Großstädten. Hintergrund ist wahrscheinlich, dass es im Gegensatz zu den Gastarbeitern aus den südeuropäischen Ländern und den Türken, die ihre Kochgewohnheiten mit nach Deutschland brachten, nur relativ wenige Inder den Weg nach Deutschland fanden.
Meinen ersten Kontakt mit der indischen Küche hatte ich daher erst relativ spät, i.e. nachdem ich wegen eines englischen Arbeitgeber häufig auf die Insel reisen musste. In England sind indische Restaurants wegen des Commonwealths, zu dem auch Indien gehört, sehr weit verbreitet. Wegen der hohen indischen Bevölkerungsdichte in England wurden dort auch neue Gerichte kreiert: Baltis und Chicken Tikka Masala. Balti ist eine Art Currygericht, welches in Metallschüsseln (daher der Name: Balti (indisch)= Eimer) gekocht und serviert wird. Chicken Tikka Masala ist ein Hühnchengericht: Das Hühnchen wird gewürfelt (ohne Knochen) und in einem Tandoori (spezieller indischer Ofen) gebacken und dann in einer dickflüssigen Gewürzsoße (Koriander, Paprika und Kurkuma) mit Tomatenpüree und Joghurt heiß serviert. Die Zusammensetzung des Chicken Tikka Masala ist von Familie zu Familie und von Restaurant zu Restaurant unterschiedlich. Obwohl erst in den 1970er Jahren kreiert, ist dieses Gericht mittlerweile ein englisches Nationalgericht geworden. Generell sind indische Gerichte sehr intensiv orientalisch gewürzt und wegen des freigiebigen Einsatzes von Peperonis (Chillischoten) eher scharf. Typisch indische Gerichte sind auch Butter ChickenLamb Rogan Josh oder Chilli Panneer. Indisches Essen ist auch sehr gesund, wegen der idealen Zusammensetzung aus Eiweiß, Kohlehydraten und Fetten. Zudem wird viel Gemüse verwendet. Richtige Geschmacksexplosionen haben wir kennen und schätzen gelernt, wenn wir bei verschiedenen Einladungen vegetarische indische Gerichte genießen konnten.
Als Vorspeise gibt es häufig Papadams, flache knusprige Brote, die mit verschiedenen Dips (Minze- Joghurt), Chutneys (z.B. aus sauer eingelegten Zitronen) oder Beilagen (Zwiebelsalat) serviert werden. Als Hauptspeise wird als Eiweiß Hühnchen oder Lamm verwendet, seltener Fisch, nie Schwein oder Rind – große Bevölkerungskreise in Indien sind Muslims und die Rinder sind den Hindus heilig. Extrem häufig findet man vegetarische Gerichte, hier wird auch Paneer verwendet, das ist ein indischer Käse, der beim Braten nicht schmilzt. Das Fleisch wird in Soßen gereicht, wobei die Ingredienzien der Soße deren Namen definieren: Masala, Jalfrezi (scharf), Karahi, Biriani, Vindaloo (sehr scharf), … . Neben dem Eiweiß bestellt man Gemüse, hier gibt es eine reiche Auswahl an Kartoffeln als Aloo Gobi mit Blumenkohl geröstet, Okra, Auberginen, Zwiebeln und Linsen.
Kohlehydratbeilagen sind entweder Reis, gewürzter Pilau Reis  oder auch gemischt mit gebratenem Gemüse und gestocktem Ei, oder Naan- Brot. Das Naan-Brot gibt es entweder ‚plain‘ aber auch gefüllt mit Knoblauch, Koriander,… . Der Nachtisch in Indien ist sehr reichhaltig, neben reinen Süßspeisen wie Halwa, gibt es Fruchtnachtisch: Mango Lassi, Mango Eis, gebackene Bananen mit Honig.
Zieht man auf einer Landkarte eine Linie von Indien nach Deutschland, so stellt man fest, dass sich die Küche der einzelnen Länder auf dieser Linie immer mehr anpasst, die iranische Küche ist der indischen noch sehr ähnlich, die türkische Küche hat schon wesentlich mehr europäische Einflüsse. Griechenland hat dann nur noch leichte Einflüße aus Indien (z.B. das Pitabrot welches sehr dem Naan Brot ähnelt), wohingegen die ‚jugoslawische‘ Küche außer den traditionellen Reisgerichten sehr europäisch ist. Neben den reinen indischen Gerichten vermischt sich auch nach Norden und Osten die Küche, z.B. ist die Hakka- Küche eine Mischung aus indischen und chinesischen Gerichten.
Ich habe oben einige Links eingefügt, einfaches googeln liefert zudem eine Vielzahl an Rezepten zum selber kochen, ansonsten hilft hoffentlich obige Übersicht sich einfacher in indischen Restaurants und deren Speisekarten zurechtzufinden. Mit der Zeit haben wir gelernt indische Gerichte auch selbst zuzubereiten, dies war in England und Kanada einfach, da die Zutaten, besonders Gewürze einfach zu bekommen waren, in Deutschland aber nur sehr schwer. Den Paneer- Käse habe ich in Deutschland noch nie gesehen, glücklicherweise ist Grillkäse ein guter Ersatz.