Der Trip in den Nordwesten von Argentinien war von einigen Problemen begleitet. Die zuvor beschriebene doppelte Kreditkartenabrechnung der Tankstelle wurde zum Glück von unserem Spanischlehrer per Anruf geklärt. Die Tankstelle überwies ihm das zu viel gezahlte Geld, und wir verrechnen das mit der Bezahlung der Spanischstunden. Von Cafayate wollten wir auf einer geteerten Straße Richtung Salta, einer der Provinzhauptstädte, fahren. Die Strecke von etwa 200 km sollte eigentlich nur 2 Stunden dauern, was es uns erlauben sollte, noch einige Naturschönheiten entlang des Weges zu besichtigen.

Nach etwa 40 km endeten wir jedoch in einem Stau, und ich bemerkte, dass uns keine Autos mehr entgegenkamen und andere Autos im Stau einfach links überholten. Dem schloss ich mich ziemlich schnell an, nur um plötzlich vor einem reißenden Fluss über die Straße zu stehen. Ein Transporter fuhr noch durch, daraus erkannten wir, dass die Tiefe des Flusses mindestens 70 cm betrug. Das wollten wir nicht riskieren, also sind wir nach Cafayate zurückgefahren, um von dort aus eine andere Straße nach Norden zu nehmen. Diese zunächst geteerte Straße wandelte sich jedoch nach 20 km in eine ganz üble Schotterpiste mit heftigen Querrillen, die das Auto und uns kräftig durchschüttelten. Zudem verloren wir die Orientierung, da es kein mobiles Internet mehr gab und Google Maps ohne Internet nur zuvor geladene Routen anzeigen kann. Wir wussten nur, dass wir irgendwann abbiegen mussten. Die Höchstgeschwindigkeit wurde auf etwa 20 km/h reduziert. Zudem mussten wir mehrfach anhalten, um Einheimische nach der richtigen Richtung zu fragen, sodass sich die geplanten 2 Stunden Fahrt in eine 12-stündige Fahrt verwandelten. Wir wurden zudem noch von einer Polizeistreife angehalten, die fragte, ob wir sie nicht ein paar Kilometer mitnehmen könnten. Wir haben zugestimmt. Leider wurde es aber schnell dunkel. Wir hatten uns vorgenommen, in Südamerika nie im Dunkeln zu fahren: Einige Autos fahren ohne Licht, das machen auch viele Motorräder, und Fahrräder haben grundsätzlich kein Licht. Außerdem gibt es allerlei Tiere, die auf den Straßen laufen. Besonders die schwarzen Kühe kann man in der Dunkelheit kaum sehen. Zu guter Letzt kam dann noch eine Umleitung von 10 km in der Nähe von Salta, wo es zum Glück aber wieder Internet gab, d. h. Google Maps führte uns zum gebuchten Hotel in der Stadtmitte von Salta direkt an einem Hauptplatz. Nachdem wir eingecheckt hatten, begaben wir uns zu einem nahegelegenen Restaurant, wo wir auf einen ziemlich gut deutsch sprechenden Argentinier trafen, der uns bei der Speisenauswahl (Empanadas) behilflich war. Am nächsten Morgen wurden wir von lauter Musik direkt unter unserem Hotelfenster geweckt, es gab einen Protestmarsch gegen den aktuellen Präsidenten (Milei). Wir haben uns noch etwas in Salta umgesehen. Martina suchte nach Geschenken für unsere Jungs, wir wurden aber nicht fündig, sondern endeten am Abend im angeblich „besten“ Empanada-Restaurant der Stadt, die mit einigen Bieren nach unten gespült wurden. Am nächsten Morgen machten wir uns auf zur geplant letzten Fahrt in den Norden nach Humahuaca, welches bekannt ist für die zickzackgestreiften Berge mit 14 Farben.

Leider war die Fahrt zum Aussichtspunkt wieder nur geschottert und es war bedeckt, sodass die Farben nicht so brillant herauskamen. Zudem waren wir dort wieder 4000m hoch, was zu etwas Kurzatmigkeit führte. Wir lebten in Humahuaca in einem kleinen Bungalow. Die Eigentümerin war extrem freundlich und versorgte uns mit gegrillten Maiskolben, Frühstück und frischen Pfirsichen aus ihrem Garten. Da wir keine weiteren Schotterstrecken mehr fahren wollten, buchten wir für den nächsten Tag eine Hin- und Rückfahrt mit einem lokalen Autobus nach Iruya (ausgesprochen Iruscha). Das war eine gute Idee, da es fast 60 km Schotterstrecke hin und zurück gab. Dabei ging es auch durch fast ausgetrocknete Flussbetten, wo selbst der Busfahrer Probleme hatte vorwärts zu kommen. Das kleine Städtchen war sehenswert in den Bergen gelegen.

Wir liefen etwa 2 Stunden zu Fuß herum, nahmen in einem kleinen lokalen Restaurant ein Mittagessen ein, wieder Empanadas, um dann mit dem Bus zurück nach Humahuaca zu fahren. Dabei ging es in Haarnadelkurven ganz eng am Abgrund vorbei, es gab auch keine Leitplanken. Am letzten Tag in Humahuaca machten wir auf Anraten der Hoteleigentümerin noch einen Ausflug zu den „schlafenden Riesen“, einer Felsformation, die aussah, als lägen dort eine Reihe von riesigen Leuten seitlich nebeneinander.

Auf der Rückfahrt wollten wir noch eine Wanderung zur Inkahöhle machen, die etwa 4 km von der Straße entfernt lag. Am Parkplatz gab es jedoch nur ein Schild, welches direkt in einen Abgrund zeigte. Gerade als sich Martina entschied, dort nicht hinunter zu steigen, hielt ein anderes Auto. Ein etwa gleichaltriges Pärchen aus Buenos Aires stieg aus, begleitet von einem Fremdenführer. Als wir nach dem Weg fragten, bot er uns an, sich seiner Gruppe anzuschließen. Der Preis sollte „Dos Mil Pesos = 2000 Pesos, etwa 2 Euro“ sein.Wir nahmen an, es stellte sich später heraus, das „Doze Mil Pesos = 12000 Pesos = 12 Euro pro Person“ gemeint waren. Das „E“ am Ende von Doze war nicht sauber ausgesprochen. Wir waren aber trotzdem froh, auf das Angebot eingegangen zu sein, da der Führer uns zum einen einen gangbaren Weg den Abhang hinunter zeigte und uns auch sonst behilflich war, z. B. große Steine bei Flussüberquerungen bereitlegte, so dass wir trockenen Fußes durchkamen.

Zusätzlich erklärte er uns die Inkahöhle, in der hunderte Jahre alte Felszeichnungen von Lamaherden zu sehen waren. Als zusätzliche Leistung führte er uns dann noch in ein nahegelegenes Tal, das mit grünem Rasen schon fast paradiesisch aussah. Die Rückkehr zum Auto verlief ohne weitere Ereignisse. Am nächsten Morgen fuhren wir dann die etwa 2000 km in drei Tagen zurück nach Mendoza, um dort den Leihwagen zurückzugeben. Dummerweise ging am dritten Tag, als noch etwa 500 km zu fahren waren, ein oranges Licht mit einer vertikalen Zickzacklinie an. Die Bedienungsanleitung sagte nur, dass man nicht weiterfahren sollte, sondern eine Werkstatt aufsuchen sollte. Das war unmöglich, da wir ohne Telefonverbindung mitten in der Pampa waren, also entschlossen wir uns einfach weiter zu fahren. Ein Tankwart, den wir ansprachen, hatte auch keine Ahnung, was die Warnleuchte bedeuten könnte, und das Telefon der Mietwagenfirma war nicht besetzt. So setzten wir die Fahrt nach Mendoza fort. Zum Glück gab es keine Probleme. Am nächsten Morgen sind wir dann nach Buenos Aires geflogen. Dort sah ich, dass ohne weitere Erklärung der Mietwagenfirma 220€ von unserer Kreditkarte abgebucht wurden. Meine Nachfrage ergab, dass die Stoßdämpfer kaputt waren und diese auf meine Kosten ersetzt wurden. Ich schrieb daraufhin ein böses E-Mail, dass ich das nicht einsehen würde, da die Stoßdämpfer ja auch schon vorgeschädigt hätten sein können. Schließlich könnten sie den Ersatz von abgefahrenen Bremsbelägen auch nicht dem zufällig letzten Fahrer in Rechnung stellen und drohte mit einem üblen Review auf den Bewertungsplattformen. Sie lenkten zum Glück schnell ein und versprachen das abgezogene Geld zurückzuerstatten. Unser Spanischlehrer meinte zu der Episode, dass die schlechten Straßen immer zum vorzeitigen Verschleiß von Stoßdämpfern führen würden, und die Mietwagenfirmen dies wüssten. Sie versuchten einfach, dumme Touristen damit abzuzocken. Im Nachhinein würde ich aber ein Allradfahrzeug mieten, wenn ich noch einmal diese Strecke fahren sollte.