Frühmorgens machten wir uns auf dem Weg zum Busdepot in Punta Arenas Wir waren so früh, dass das Büro noch nicht geöffnet hatte. Nach 15 Minuten Warten konnten wir das im Internet erworbene Ticket gegen ein Papierticket umtauschen und unsere Sachen direkt im Gepäckfach des bereitstehenden Busses laden. Ich scherzte mit dem Busfahrer, dass ich Archäologe wäre und wegen der vielen Steine meine Tasche so schwer wäre. Der halbvolle Bus fuhr dann sogar 15 Minuten vor der ausgeschriebenen Zeit ab. Das hatte ich in Südamerika noch nie erlebt. Normalerweise passiert hier alles später als angekündigt. Die Fahrzeit nach Ushuaia betrug etwa 10 Stunden unterbrochen durch eine etwa halbstündige Fährfahrt um auf die Hauptinsel Feuerland zu gelangen. Zunächst war die Landschaft eher flach und leicht hügelig, je weiter wir uns aber Ushuaia näherten, desto bergiger wurde es, mit vielen grünblauen Bergseen. Angekommen fragten wir den Fahrer wo man am besten SIM Karten für das Mobiltelefon bekommen könnte. Der angezeigte Ort war nur etwa 100 m entfernt, also auch gut mit Gepäck zu schaffen. Mit der Verfügbarkeit von Internet ging dann alles leichter: erst mal Abendessen und dann ein Uber ins Hotel, welches etwa 4 km außerhalb der Stadtmitte lag. Am nächsten Morgen hieß es erst mal eine Western Union Ausgabestelle zu finden. In Argentinien herrscht eine galoppierende Inflation (>100% pro Jahr) und es gibt staatlich reglementierte Umtauschkurse bei den Banken, die eher schlecht sind. Für Euro Bargeld bekommt man bei der Bank offiziell 900 argentinische Pesos pro Euro. Bei Kreditkartenzahlungen 1200 Pesos/ Euro und für Bargeld am Schwarzmarkt sogar 1400 Pesos/ Euro. entsprechend des Tipps eines Argentiniers habe ich mir selbst 500 Euro auf Western Union überwiesen und so auch den Wechselkurs von 1400 Pesos pro >Euro bekommen. Was ich nicht erwartet habe ist, dass der größte Geldschein in Argentinien nur 1000 Pesos ist, also etwa 0,70 Euro. So bekam ich mehr als 700 1000 Peso Scheine ausgezahlt, was 4 großen Packen entsprach und so nicht in die Geldbörse/ Tasche Passte. War ich froh, dass ich einen Rucksack dabei hatte um das Geld ab zu transportieren.

Wie sang einst Karel Gott: Einmal um die ganze Welt und die Daschen voller Geld (Link). Danach suchten wir erstmal ein Reisebüro um Ausflüge zu buchen:

einmal den Tren del fin del mundo – Der Zug am Ende der Welt

einmal zur Isla del Martillo – die Hammerinsel, wo eine Pinguinkolonie lebt.

Für den Zug wurden wir am nächsten Morgen vom Hotel abgeholt und etwa 10 km westlich zu einem Bahnhof gefahren. Ushuaia hatte Ende des 19sten Jahrunderts ein Gefängnis und die Gefangenen mussten im Wald Bäume fällen. Als Transportmittel diente eine Schmalspureisenbahn, die heute eine Touristenattraktion ist:

Für den Inselausflug mussten wir morgens in den Hafen. Leider kaonnte ich kein Uber vorbuchen, sodass ich mit dem Fahrer der uns den Abend zuvor zum Hotlel brachte verhandelte, dass er uns doch bitte am nächsten Morgen zum Hafen fahren sollte und dafür Geld in bar bekommt. Glücklicherweise wurde ich verstanden und meinem Anliegen wurde zugestimmt. Die Schiffsroute führte an der Leuchtturminsel Faro Les Éclaireurs vorbei (klingt nicht nur französisch, sondern ist auch Ende des 19ten Jahrhunderts von Franzosen gebaut worden. Dort waren auch Massen an Albatrossen und Seelöwen, die sich in der Sonne aufwärmten. Auf der Hammerinsel gab es 3 Sorten von Pinguinen: Magellan- Pinguine, das war die große Masse und einige wenige Papuapinguine mit orangen Füßen und wir sahen einen größeren Königspinguin.

Ansonsten machten wir noch eine Wanderung zum Gletscher Martial, von wo aus man eine tolle Aussicht hatte. Zuletzt besuchten wir noch das ehemalige Gefängnis, welches nun ein Museum und eine Kunstausstellung ist. Dort lernten wir, dass dieses Gefängnis eines der wenigen war, welches keine Mauer brauchte, da Fluchtversuche vergeblich waren. Nach ein bis zwei Tagen in der Wildnis gaben die entflohenen Gefangenen selbst auf, da sie kein Feuer machen konnten um nicht entdeckt zu werden, also arg froren und zudem nichts zu Essen hatten. Die Gefangenen hatten eine Menge „Freiheiten“, so liebten sie es im Sommer im Wald zu arbeiten und Bäume zu fällen, zudem durchmischte sich die Zivilbevölkerung in Ushuaia mit den Gefangenen. die nur an ihrer Gefängniskleidung zu identifizieren waren. Die Gefangenen leisteten wichtige Arbeit für die Zivilbevölkerung. Neben dem Brennholz bauten sie den Hafen und Straßen.

Die Gänge des ehemaligen Gefängnisses sind sternförmig angeordnet, so dass es mit wenigen Aufsehern, die im Zentrum saßen auskam. Es gab auch eine Ausstellung über Gefängnisse im Allgemeinen und wie sich die Strafen im Laufe der Zeit änderten. Mir fiel ein Bericht über Alcatraz auf, die berühmte Gefängnisinsel vor San Francisco in den USA, Port Arthur, die berüchtigte Strafkolonie der Engländer in Tasmanien/ Australien und letztlich auch Auschwitz, wo die Nazis Millionen Juden ermordeten.

Morgen geht es zurück nach Punta Arenas in Chile und dann nördlich zum Torres del Paine Nationalpark, und zurück nach Argentinien. Die Rückfahrt nach Punta Arenas konnten wir nicht vermeiden, da wir ansonsten einen Bus weiter nördlich in Argentiien hätten nehmen müssen, der aber zur unchristlichen Zeit von 3:00 morgens abfuhr.