Dies wird ein sehr langer Post, da wir in den letzten Tagen sehr viel unternommen und gesehen haben.

Nazca
In Nazca wurden wir direkt am Ausgang des Busbahnhofs vom gebuchten Guide in Empfang genommen und einmal um den Kreisel in das gegenüberliegende Hotel gebracht. Nazca ist umgeben von Bergen, die in der Abend- und der Morgensonne schön leuchten. Bekannt ist Nazca aber wegen der Linien (Geoglyphen) im Wüstenboden, die man vom Boden aus gar nicht wahrnehmen kann, sondern nur vom Flugzeug aus. Selbst dann sind die Linien schwer zu entdecken. Leider sind meine Fotos vom Flugzeug aus nicht besonders gut geworden.

Es ist schon verwunderlich wie die Einwohner dieser Gegend vor 2000 Jahren die zum Teil kilometerlangen schnurgeraden Linien hinbekommen haben und besonders die Figuren, die man als ganzes nur aus dem Flugzeug wahrnehmen kann. Nach dem Rundflug über die Figuren haben wir uns noch Pyramiden angeschaut, die in etwa zur gleichen Zeit vom Volk der Nazca angelegt wurden und von deren Schamanen für religiöse Zwecke genutzt wurden. Auch Menschenopfer waren üblich, wenn es mehrere Monate nicht geregnet hat. Am Abend nahmen wir den Übernachtbus nach Cusco.

Cusco
Am Morgen wachten wir im Bus mit ganz heftigen Kopfschmerzen auf, die wir der Höhenkrankheit zuschoben. Der Bus hat sich von etwa 600m Höhe über Nacht auf über 3000 m hochgequält. Im ersten Morgenlicht sahen wir wie chaotisch der Fahrer fuhr. Nur etwa 20 m vor einer Haarnadelkurve setzte er des öfteren zu Überholmanövern an. Da hilft nur Gottvertrauen und der Rosenkranz am Rückspiegel. Über Nacht verschwanden meine Kopfschmerzen in Cusco, trotzdem nahm ich vorsichtshalber morgens statt des üblichen Kaffees eine heiße Tasse Wasser mit Kokablättern zu mir. Kokablätter, Süßigkeiten mit Koka kann man an jeder Straßenecke kaufen, ebenso wie Dosen mit Sauerstoff (direkt neben den Zigarren und Zigaretten). Cusco ist die alte Inka- hauptstadt, die wir als nächstes mittels einer Stadtführung erkundeten:
Sonnentempel, der von den Spaniern im 15ten und 16ten Jahrhundert zum größten Teil abgerissen wurde und zum Bau der Kirche Santo Domingo benutzt wurde. Die Steine des Tempels sind extrem gut ohne Mörtel auf- und nebeneinander gefügt, da passt kein Blatt Papier hinein. Die Steine selbst haben wohl interne ringförmige Ausbuchtungen, die mit flüssigem Gold gefüllt wurden und die einzelnen Steine dicht miteinander verbanden. Auch diesem Umstand ist es geschuldet, dass die goldgierigen Spanier viele Mauern abbrachen. Nebenbei lernten wir noch, dass die Konquistadoren, also die spanischen Eroberer, in der Regel Kriminelle aus Spanien waren, die dort ausgestoßen wurden und auf Rehabilitation in der Ferne hoffen konnten.


Die Stadtfläche Cuscos ähnelt einem Puma, eine der Gottheiten der Inkas.
Der Kopf ist eine Erhöhung namens Saksayhuman, dort gibt es riesige Mauern aus zum Teil über 200 Tonnen schweren Steinen, die aus Kilometer entfernten Steinbrüchen herbei geschafft wurden. Auf dem Gipfel stand wohl ein riesiger Wasserturm mit dem Zweck den Sternenhimmel bequemerweise in der Wasserfläche nach unten anzuschauen als nach oben zu schauen. Diese große Anlage existierte nur für etwa 100 Jahre bis die Spanier kamen und die Steine zum Bau ihrer Häuser und Kirchen nutzten.


Ein weiterer Stopp war Quenko, ein heiliger Ort der Inka, dessen Struktur einem Puma ähnelt und in deren kühlen Gängen Einbalsamierungsrituale durchgeführt wurden.


Weiter ging es zu Tambomachay . Dies ist ein Wasserheiligtum der Inka. Eine unterirdische Quelle wird in verschiedenen Wasserläufen bergab geführt. Die Aufteilung des Wassers in zwei Rinnsale soll dabei die zwei Elemente des Lebens repräsentieren: Mann und Frau, Sonne und Mond, Tag und Nacht,… Uns wurde erklärt, dass ein Inkatrail hier endete und die Benutzer sich hier (rituell) säuberten, bevor sie die Stadt Cusco betraten.


Als letztes besuchten wir Puka Pukara . Dies ist eine alte Inkafestung, angeblich eine Zollstation und ein Signalpunkt. Mittels verschiedener Signalpunkte konnten sich die Inka über weite Strecken mittels Sonnenlicht, welches von Spiegeln reflektiert wurde, verständigen.

Rainbow Mountain (Regenbogenberg)
Am nächsten Morgen schon um 4:00 stand eine Tour zum Rainbow Mountain an. Das ist eine Felsformationen, die aus Mineralien mit verschiedenen parallel verlaufenden Farben besteht. Dazu besteigt man einen gegenüberliegenden Berg auf über 5000m Höhe. Aus diesem Grund verlief der Aufstieg schleppend, da man immer wieder wegen der Höhe und dünnen Luft schnell außer Atem war. Trotzdem waren hunderte von Leuten unterwegs, die schwächeren mittels Pferden und einige ältere Leute hatten ein Sauerstoffgerät dabei. Ich hatte den Ehrgeiz den Aufstieg selbst und ohne Hilfsmittel zu bewältigen, was ich mit vielen Erholungspausen letztlich auch schaffte. Am Ende fühlten sich meine Beine aber an wie Gummi und ein freundlicher Peruaner verhinderte, dass ich auf den letzten Treppenstufen stürzte.

Titikakasee
noch am selben Abend ging es per Nachtbus nach Puno am Titikakasee. Der Titikakasee ist der höchstgelegene Süßwassersee der Welt, auf fast 4000m Höhe. Von dort aus fuhren wir mit einem Boot zu einer von Uros bewohnten schwimmenden Insel, wo man uns das Leben der Bewohner erklärte. Sie leben sehr eigenständig und bewahren ihre alten Traditionen. Sie leben vom Fischfang und dem Jagen von Wasservögeln. Uns wurde gezeigt, wie sie das Schilf schneiden, trocknen und dann zum Bau ihrer Inseln und Boote nutzen. Dabei kam heraus, dass man dazu heutzutage auch gerne leere Limonadenflaschen aus Plastik benutzt um den Auftrieb zu erhöhen. Der Besuch war sicherlich interessant, abstoßend war aber die extreme Kommerzialisierung, wo allen Besuchern mit Nachdruck deren hergestellte Produkte verkauft wurde (Kleidung, Mobiles,…).


Weiter ging es zu einer größeren Insel namens Amantani. Die Einheimischen sind Nachfahren der Inka und versuchen ihre Kultur bestmöglich zu bewahren. Wir aßen und übernachteten in einer einheimischen Familie in deren Haus mit Blick auf den See und traditionellem Essen. Da es keine Autos auf der Insel gab herrschte eine himmlische Ruhe ohne die in Südamerika übliche Geräuschverschmutzung in den Städten. Es wird bei Kleinigkeiten gehupt und es wird insgesamt wenig Rücksicht genommen, i.e. die Mobiltelefone plärren lautstark ohne Ohrhörer. Auf der Insel gibt es zwei Tempel auf gegenüberliegenden Bergspitzen: Paschumama (Mutter Erde) und Paschatata (Vater Erde). Wir entschlossen uns zum Paschamama Tempel zu wandern. Der Aufstieg war sehr anstrengend, wir wurden aber mit einem spektakulären Sonnenuntergang belohnt.

Danach gab es Abendessen mit der Familie wo wir wohnten. Die Einwohner sprechen untereinander noch Quechua, die alte Sprache der Inka. Glücklicherweise sprachen aber alle in der Familie auch Spanisch. Ich schäkerte etwas mit der etwa vier Jahre alten kleinen niedlichen Tochter, indem ich fragte was sie denn am liebsten essen würde, Schokolade, Süssigkeiten, Nachtisch,… und erfuhr dass sie all das nicht kennen würde.


Nach einer erholsamen Nacht ging es dann mit dem Boot am nächsten Morgen zur Nachbarinsel Taquile. Nach einem einstündigen Aufstieg zum Dorfplatz wurde uns viel zur Kultur und den Traditionen der Bewohner erklärt und ein Tanz vorgeführt. Ähnlich wie auf Amantani herrscht hier eine genossenschaftliche Struktur: man hilft sich untereinander und lebt nach der alten Inkatradition: man lügt nicht, man stiehlt nicht und man ist nicht faul. Diese Tradition wird sehr streng gelebt und so benötigt man auf den Inseln keine Polizei. Taquile ist bekannt für für die feinen Strick, Web und Stickarbeiten, die sowohl von Männern als auch von den Frauen ausgeübt wird. Diese Arbeiten sind von der Unesco als immaterielles kulturelles Erbe ausgezeichnet worden. Besonders die Jungs müssen mit etwa fünf Jahren eine Mütze stricken in die man Wasser gießen kann, ohne dass es ausläuft.

Den Abend verbrachten wir in der Uferstadt Puno, wo wir noch zu Abend aßen und in ein Straßenfest gerieten. Morgens ging es dann in einem der bequemen Busse für 7 Stunden zurück nach Cusco. Leider wurden es aber 11 Stunden, da unser Bus einen Motorschaden hatte und wir lange auf einen Ersatzbus warten mussten. Kurz nach dem Stopp des Busses kamen schon die ersten Taxifahrer, um wie die Geier auf zahlungskräftige Passagiere zu warten. Das war eine kleines Abenteuer, ich liebe es die sich dann entwickelnde Gruppendynamik zu beobachten. Man diskutiert: sollen wir warten, oder ein Taxi nehmen oder einen gemeinsamen Minibus,… Glücklicherweise hatten wir keinerlei Zeitdruck und kamen später Abends wohlbehalten wieder in Cusco an.