Mittlerweile dürfte selbst der unerfahrenste Sparer mitbekommen haben, dass es auf dem Sparbuch keine Zinsen mehr gibt, wenn man nicht schon der Bank für das Aufbewahren des Geldes Strafzinsen zahlen muss. Selbst für Tages- oder Festgeld gibt es kaum noch Zinsen. Auch Banken am Rande der EU (Malta, Rumänien,…) zahlen kaum mehr als 0,5%. Dort besteht zudem das Risiko, dass die Einlagensicherung doch nicht funktioniert und es zum Verlust des Geldes kommen kann. Ich erinnere nur an Zypern, wo es 2013 im Zuge der Zypernkrise zu einem „Haircut“ von ausländischen Einlagen kam.

Beim Investieren spielt das magische Dreieck der Geldanlage eine wichtige Rolle: Gleichzeitig höchste Rentabilität, Liquidität und Sicherheit kann man nicht erreichen, irgendwo muss man Abstriche machen. Will man höchstmögliche Liquidität investiert man wohl eher nicht in Immobilien, wo der Verkauf aufwendig ist und lange dauert. Will man höchstmögliche Sicherheit, i.e. den möglichen Verlust des Kapitals vermeiden, sollte man eher nicht in Aktien von neuen Start-up Unternehmen investieren. Wegen der geringen Rentabilität von Bankeinlagen (siehe oben) kommt man kaum umhin ein gewisses Risiko bei der Sicherheit, bzw. Liquidität von Geldanlagen einzugehen, wenn man nicht einen Kapitalverlust alleine durch die Inflation akzeptieren will. Sicherheit kann man auch durch eine Diversifikation erreichen, i.e. in möglichst viele von einander unabhängigen Anlagen zu investieren, also Aktien und Renten (auch ETFs) sowie Edelmetalle und Immobilien. Das Investieren in Immobilien muss nicht unbedingt durch Kauf der Immobilen selbst erfolgen, sondern man kann auch in REITs (Real Estate Investment Trusts) vor allem in Amerika investieren. Diese zeichnen sich durch eine hohe Rentabilität und Liquidität aus, der Wert der Anlage ist aber häufig sehr stark abhängig von der allgemeinen Konjunktur.

In den letzten Jahren ergab sich durch das Aufkommen sogenannter Fintechs (Unternehmen, die neuartige Anlagemöglichkeiten, vor allem unterstützt durch Web oder App basierende Dienste anbieten). Mich interessierten vor allem die P2P (peer to peer) Kredite auf der Basis von Immobilien, so dass ich mich entschloss 2017 eine begrenzte Menge Kapital zu investieren um wirkliche Erfahrungen zu machen und nicht nur Berichte von Dritten zu lesen.

Ich investierte insgesamt 6000€ in Immobilienprojekte bei Exporo, Zinsland (mittlerweile von Exporo aufgekauft) und Bergfürst. Bei den Projekten handelte es sich um sogenannte Mezzazine Finanzierungen, i.e. der Projektträger sammelte erstrangig abgesicherte Hypotheken von Banken ein und um das Eigenkapital zu minimieren zusätzlich zweitrangig abgesicherte P2P Kredite. Im Falle der Insolvenz des Trägers werden aus dem übrigbleibenden Kapital (z.B. Verkauf der nicht fertiggestellten Immobilie) zunächst die erstrangig abgesicherten Banken bedient und dann (falls noch Geld übrigbleibt) die P2P Kreditgeber. Aufgrund des höheren Risikos der P2P Kreditgeber erhalten diese höhere Zinsen (5 bis 6%) im Gegensatz zu den Banken, die heutzutage kaum mehr als 1% bekommen. Die Zinsen werden entweder jährlich gezahlt oder meistens als Einmalzahlung bei erfolgreichem Projektabschluss zusammen mit dem investierten Kapital. Die 6000€ investierte ich in insgesamt 12 Projekte, i.e. jeweils 500€, was die jeweilige Mindestinvestition darstellt. Von den 12 Projekten wurden 7 zur vorgegebenen Zeit zurückgezahlt, bei weiteren 2 wurde die Rückzahlung um bis zu einem Jahr verzögert, dies wurde von den entsprechenden Firmen kommuniziert. Bei einem Projekt wurde eine Woche nach dem festgelegten Rückzahlungsdatum mitgeteilt, dass die Rückzahlung um einige Tage verzögert ist, da der Käufer bei der vorgesehenen Rückzahlung Probleme mit der Bank hatte (keinen Reisepass dabei). Nach einem weiteren Monat und Emailnachfrage wurde nur obskur gesagt, dass die Rückzahlung in Kürze (ohne eine Datum zu nennen) erfolgen wird. Weiteres Drängen von meiner Seite führte dazu, dass die P2P Firma mir anbot die Rückzahlung (wahrscheinlich aus eigener Tasche) direkt anzuweisen, welches ich annahm und dann auch prompt erfolgte.
Zwei Projekte (eins bei Zinsland, eins bei Exporo, 1000€ plus Zinsen Einsatz) sind mittlerweile aber insolvent, sodass es fraglich ist, ob ich das Geld jemals zurück bekomme, insbesondere da  bei dem Exporoprojekt anscheinend Betrug vorliegt.

Wesentlich höhere Zinsen bietet die Plattform Estate Guru, die von einer estländischen Firma betrieben wird. Hier investierte ich 1000€, die in 20 verschiedene Projekte zu jeweils 50€ heruntergebrochen wurden. Der angebotene Zins beträgt in der Regel mehr als 10%. Im Gegensatz zu den oben genannten Projekten, sind die Projekte bei Estate Guru erstrangig besichert. Von den investierten 1000€ habe ich mittlerweile 700 Euro (plus Zinsen) zurückerhalten. Dabei gab es auch zwei Insolvenzen, wo allerdings die besicherten Immobilien erfolgreich verkauft wurden und die Anleger ausgezahlt wurden. Estate Guru behauptet, dass alle Anleger bei Ihnen bislang noch ihr Geld zurückerhalten haben.

Mein Fazit: die Ausfälle von 1000 € (bei 6000 Euro Anlage -17% in 2 Jahren) werden bei weitem nicht durch die Zinsen (5 bis 6%) pro Jahr aufgewogen. Mag sein, dass ich besonderes Pech mit meinen Anlagen hatte, das hält mich allerdings davon ab weiter in diese Anlageklasse zu investieren, sondern dann doch eher in REITs, die in Krankenhäuser oder Mobilfunkmasten investieren.